Ozark

Serienkritik: Ozark

Was tust du, wenn deine Welt sich in einer Nacht in eine komplette Katastrophe verwandelt? Dieser Frage geht Hauptdarsteller und Teilzeit-Regisseur Jason Bateman in der neuen Netflix-Serie „Ozark“ nach. Und kommt auf erstaunlich grimmige Lösungen.

Da hatte wohl jemand keine Lust mehr auf das Etikett „Comedy Star“: Jason Bateman spielt in Ozark einen verzweifelten Mann, der deutlich weniger lustig ist als seine bisherigen Rollen in Filmen und Serien wie „Kill the Boss“ oder „Arrested Development“. Und siehe da – ernst kann Bateman auch.

Ozark

Ozark: Die Handlung

Eigentlich dachte Marty Byrde (Jason Bateman) bloß, dass seine Ehe am Ende ist, da seine Frau ihn betrügt. Doch das wird schnell unwichtig, als sein Partner ihn mitten in der Nacht in die gemeinsame Finanzberaterfirma zitiert. Dort wartet bereits Del (Esai Morales) auf ihn, der ein mexikanisches Drogenkartell leitet und seit Jahren von Martys Firma sein Geld waschen lässt. Und nun hat er festgestellt, dass ihn jemand bestohlen hat. Dem folgenden Blutbad entkommt Marty nur aus einem Grund: Er überredet Del zu einem neuen Projekt, das den Drogenbaron unermesslich reich machen soll. Dafür muss Marty mit seiner Familie jedoch aus Chicago weg – und in die Ozark-Mountains im tiefsten Missouri ziehen. Dort soll Marty in wenigen Wochen Unmengen von Geld waschen und Del beweisen, dass der Plan funktionieren kann. Doch bald hat Marty nicht nur das Kartell, sondern auch das FBI am Hals. Von den ansässigen Kleinkriminellen gar nicht zu reden …

Ozark: Ein guter Kerl auf Abwegen

Eben noch ein reicher Mann, im nächsten Moment den Tod vor Augen – diese Erfahrung prägt. Und das spielt Jason Bateman ungemein überzeugend. Obwohl er mit sehr guten Co-Stars ausgestattet ist, bleibt Ozark doch Batemans Show, denn er spielt den eigentlich doch guten Kerl, der sich fürs schnelle Geld mit Verbrechern eingelassen hat, sehr intensiv. In seiner Rolle sucht er verzweifelt nach Möglichkeiten, in dem dünn besiedelten Redneck-Territorium die versprochenen Millionen zu waschen – und seinen Kindern trotzdem ein guter Vater zu sein. Auch, wenn er selbst sich kaum noch im Spiegel ansehen mag und Schwierigkeiten hat, überhaupt noch zu schlafen.

Laura Linney als Ehefrau Wendy, die an der Situation auch nicht ganz unschuldig ist, überzeugt als scheinbar liberale Großstadtfrau, die sich dem Landleben erstaunlich schnell anpasst, wenn es darum geht, ihre Familie und Werte zu verteidigen. Und selbst die beiden Kinder, sonst gerne der Schwachpunkt in solchen Storys, sind gut geschrieben – und gut gespielt. Stärkste Frau im Cast ist aber Julia Garner („Sin City: A Dame To Kill For„) als Ruth, die in ihrer „White Scum“-Sippe mit Abstand das hellste und kriminellste Köpfchen ist. Sie schreibt sich sehr bald auf die Fahnen, sich Martys Geld zu holen, koste es, was es wolle.

Ozark: Überall Gegner

Neben den guten Schauspielern ist es aber vor allem der klugen Story zu verdanken, dass Ozark sich sehr gut ansehen lässt.Denn Martys Bemühungen werden Folge um Folge schwieriger, da immer neue Figuren auf dem Schachbrett auftauchen, die es auf ihn abgesehen haben. So hat neben Del und Ruth auch bald das FBI ein Auge auf ihn und seine Familie. Und die Chancen, heil aus dieser Sache herauszukommen, sinken für ihn im Minutentakt.

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Vor allem für die 15-jährige Charlotte ist es hart, aus der Großstadt in die Provinz zu ziehen.

Doch Marty weigert sich standhaft, sich in sein Schicksal zu fügen und probiert immer wieder, nur mit seiner Redebegabung und seinem Finanzwissen bewaffnet, seinen Auftrag zu erledigen. Die Dialoge sind auf den Punkt geschrieben, haben mitunter sogar galligen Witz. Dazu spielt die Serie gekonnt mit einigen Klischees und bringt so ebenfalls eine lustige Momente zustande. Dennoch bleibt der Grundtenor von Ozark düster. Dass alle Figuren diese Story überleben, kann man sich eigentlich kaum vorstellen.

Nachdem der Start der Serie ein hohes Tempo an den Tag legt, bremst sie ein wenig herunter, als sich die Story nach Ozark verlagert. Aber sie verliert durch die etwas ruhigere Erzählung nicht an Intensität. Allerdings hilft es, die teilweise etwas sperrigen Charaktere früh ins Herz zu schließen. Wer nicht um sie mitzittern kann, weil sie ihm völlig egal sind, dem entgeht der halbe Spaß an dieser Serie.

Fazit:

Solide erzählt, inhaltlich gut, schauspielerisch sogar besser: Im Gegensatz zur sehr spröden Netflix-Serie „Gypsy“ zeigt sich Ozark deutlich zugänglicher und leichter bekömmlich. Doch trotz gelegentlicher Momente schwarzen Humors bleibt die Serie im Kern stets ein Drama. Vergleiche mit „Breaking Bad“ bieten sich nicht an, die Qualität hat Ozark denn doch nicht. Aber die Grundtendenz ist ähnlich: Die Geschichte eines Mannes mit gutem Kern, der böse Dinge tut, gibt es hier wie dort. Was tut nun also Marty, dessen Leben sich von einem Moment zum anderen in eine Katastrophe verwandelt? Er unterhält richtig gut!

Ozark ist auf Netflix ab dem 21. Juli zu sehen.

Ozark
In jeder wachen Minute grübelt Marty, wie er sein Problem lösen kann – und Schlaf findet er bald kaum noch.