Daredevil Staffel 3

Serienkritik: Daredevil Staffel 3

Bereits zum dritten Mal steigt Matt Murdock, der „Mann ohne Furcht“, in den Ring. Und trifft in Daredevil Staffel 3 erneut auf den Erzfeind aus seinem Debüt – den „Kingpin“ Wilson Fisk. Dazu kommt noch ein weiterer Schurke aus der langen Liste besonders epischer Gegner Daredevils: Bullseye, der psychopathische Killer, der niemals sein Ziel verfehlt. Sorgen diese Zutaten erneut für eine großartige Staffel?

Daredevil hat bereits eine sehr lange Comic-Historie. Im April 1964 erschien das erste Comicheft mit dem blinden Anwalt, der nachts als Superheld die Straßen seines New Yorker Viertels Hell’s Kitchen beschützt. Allerdings stand sein Start unter keinem günstigen Stern. Erst in den frühen 80ern wurde die Figur unter Zeichner und später auch Autor Frank Miller zum düsteren, von Schuldgefühlen zerfressenen Helden, der heute so beliebt ist. Kann Daredevil Staffel 3 das erneut auf den Bildschirm bringen?

Daredevil Staffel 3
Matt Murdock brauchte Monate, um zu genesen und kämpft sich nun langsam wieder zurück in alte Form.

Daredevil Staffel 3: Die Handlung

Matt Murdock (Charlie Cox) hat die Ereignisse aus „Marvel’s Defenders“ knapp überlebt. Er wurde dabei aber schwer verletzt und heimlich in dem Waisenhaus, in dem er aufwuchs, von Nonne Maggie (Joanne Whalley) lange Monate gesundgepflegt. Voller Zweifel ob seiner Verantwortung für die Stadt und seine Freunde Foggy (Elden Henson) und Karen (Deborah Ann Woll) beschießt Matt, für die Welt tot zu bleiben und nur als Daredevil weiter für Recht und Ordnung zu sorgen, um niemanden in Gefahr zu bringen, der ihm nahe steht.

Währenddessen fürchtet Wilson Fisk (Vincent D’Onofrio) im Gefängnis um die Sicherheit seiner geliebten Vanessa und greift so zu harten Maßnahmen. Gegen eine Garantie für ihren Schutz will er als Kronzeuge aussagen. Doch das bringt ihm Ärger ein. Erst entgeht er nur knapp einem Anschlag auf sein Leben. Und als das FBI ihn an einen geheimen Ort verlegen will, wird der Konvoi von der albanischen Mafia attackiert. Fisk bleibt nur aufgrund der einzigartigen Treffergenauigkeit des FBI-Agenten Benjamin Pointdexter (Wilson Bethel) am Leben …

Daredevil Staffel 3: Zurück zu den Wurzeln

Während die erste Staffel der Serie, auch wegen des großartigen Bösewichts Kingpin, zu einem großen Erfolg wurde, kam die zweite Staffel nicht bei allen Fans genauso gut an. Die Hereinnahme starker Fantasy-Elemente mit der „Hand“ und das Abrücken von einer reinen Crime-Story mochten zwar viele Comicleser. Wer Daredevil aber nur aus der Serie kannte, war nicht unbedingt angetan vom neuen Kurs. Da inzwischen die Hand in den Defenders erledigt und auch „Iron Fist“ nach zwei Staffeln eingestellt wurde, gab es eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Und diese Rückkehr steht erneut ganz im Zeichen Vincent D’Onofrios. Der aus dem fiesen Wilson Fisk erneut einen Menschen macht, dessen Handlungen man bei aller Abscheu doch nachvollziehen kann. Und dessen kriminelles Genie die Autoren auch in Daredevil Staffel 3 wieder sehr gut nutzen, um eine spannende Handlung zu schaffen. Auch wenn von der vorher angekündigten Comic-Story „Born Again“, eine der besten Daredevil-Sagas überhaupt, bislang außer der Grundidee nicht viel zu sehen ist.

Daredevil Staffel 3
Wilson Fisk macht einen Deal mit dem FBI, um aus dem Knast zu kommen. Doch sein wahres Ziel heißt Rache an Daredevil.

Daredevil Staffel 3: Die Mischung passt

In der Comic-Erzählung versucht der Kingpin, Matts bürgerliche Existenz komplett zu zerstören und ihn zu enttarnen. Diesen Ansatz verfolgt auch Staffel 3 mit der Einschränkung, dass Matt sein altes, bürgerliches Leben eigentlich ohnehin nicht mehr leben will. Das war in der Vorlage ganz anders. In der Serie versucht der Kingpin stattdessen, Matt sowohl als Anwalt wie auch sein Alter Ego Daredevil als Kriminellen zu diskreditieren. Und dazu nutzt der Verbrecherkönig alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel.

Wie bereits die früheren Staffeln besteht auch Daredevil Staffel 3 aus den Zutaten, die die Serie sofort zu einem Hit machten. Die Story ist glaubhaft und im Rahmen ihrer Superhelden-Möglichkeiten sehr realistisch gehalten. Und die harten und blutigen Actionsequenzen sind noch immer das Beste, was die Netflix-Marvel-Zusammenarbeit bislang hervorgebracht hat. Wenn Matt sich in Folge 4 durch ein halbes Gefängnis prügeln muss, dann spürt man die Schläge fast beim Zusehen, so intensiv gelangen erneut die Kampfszenen der Serie.

Bereits vor dem Start sind sich die Macher ihrer Sache sehr sicher. So wurde bereits davon gemunkelt, dass Staffel 4 schon beschlossene Sache sei. Marvel-Chefs selbst gaben in Interviews an, dass sie Daredevil bei mindestens sechs Staffeln sehen. Und wenn die Qualität so bleibt, gibt es keinen Grund, sich das als Fan nicht auch zu wünschen. Cox und D’Onofrio überragen den ohnehin guten Cast, die Action ist grandios und der düstere Plot sorgt für bei einer Superhelden-Serie fast untypisch hohe Spannung. So darf das gern weitergehen.

Fazit:

Auch wenn von der brillanten Comic-Saga „Born Again“, die Daredevil Staffel 3 angeblich als Vorbild diente, nicht viel übrig geblieben ist, kann sich der dritte Auftritt des von Schuld und Verantwortung geplagten Helden mehr als sehen lassen. Erneut inszenieren die Macher die Kämpfe großartig, lassen ihre guten Schauspieler brillieren und erzählen eine dunkle, vielschichtige Story über Macht und Justiz, in deren Mühlen selbst Superhelden unterzugehen drohen. Daredevil bleibt bei Netflix weiter das Maß aller Marvel-Dinge.

Daredevil Staffel 3 startet am 19. Oktober 2019 bei Netflix.

Gesehen: 6 von 13 Folgen

Daredevil Staffel 3
Als Mann in Schwarz kämpft Matt wieder für Gerechtigkeit, stößt aber Freunde wie Karen vor den Kopf.