Triple Frontier

Filmkritik: Triple Frontier

Das Plakatmotiv vermittelt vermittelt den Eindruck eines harten Männerfilms, auch die Besetzung spricht für Action satt. Aber ist „Triple Frontier“, der neue Film bei Netflix, tatsächlich ein Fall für harte Kerle? Das Projekt hat bereits eine lange und wechselhafte Geschichte hinter sich. Was ist letztlich dabei herausgekommen? Das verrät die Kritik.

Schon 2010 standen bei diesem Projekt große Namen wie Tom Hanks und Johnny Depp auf der Liste, zeigten Interesse an Triple Frontier. Damals galt der Film allerdings auch noch als das nächste Projekt von Kathryn Bigelow („The Hurt Locker“) und ihren Dauer-Drehbuch-Schreiber Mark Boal. Erst 2015 gab es weitere Lebenszeichen, da war aber weder von Bigelow, noch von Hanks oder Depp länger die Rede. Stattdessen saß nun J.C. Chandor auf dem Regiestuhl. Hat er den Film gedreht, der Triple Frontier eigentlich sein sollte?

Triple Frontier
Die Planung steht: Tom und Santiago wollen mit drei Freunden vom Militär den schlimmsten Drogenboss des Landes ausrauben.

Triple Frontier: Die Handlung

Der Ex-US-Militär-Angehörige Santiago Garcia (Oscar Isaac) ist es leid, den örtlichen Behörden in einem südamerikanischen Land bei der Bekämpfung der Drogen-Kriminalität zu helfen – und immer wieder zu scheitern, wenn es darum geht, die großen Fische zu erwischen. Als er eines Tages Wind davon bekommt, dass der größte Drogenbaron des Landes mitten im Dschungel ein geheimes Domizil gebaut hat und dort seine gesamten Reichtümer lagert, reift in ihm ein kühner Plan. Warum den Mann nicht um Geld und Leben erleichtern?

So nimmt Garcia Kontakt zu alten Militär-Freunden auf: Tom Davis (Ben Affleck, „The Town“), die Brüder Miller (Charlie Hunnam und Garett Hedlund) und Pilot Francisco (Pedro Pascal, „Kingsmen – the Golden Circle“) und macht ihnen den Einsatz schmackhaft. Denn als Ziel sollen für jeden Millionen winken und der endgültige Ruhestand ohne Geldsorgen dadurch geregelt sein. Tatsächlich wollen alle mitmachen. Doch der vermeintlich leichte Coup läuft nicht wie geplant und bald sehen sich die Männer etlichen unerwarteten Problemen gegenüber …

Triple Frontier: Es war einmal ein Drama

Als Kathryn Bigelow noch in das Projekt involviert war, sollte Triple Frontier in erster Linie ein Drama werden und Fragen über Schuld und Moral aufwerfen. Ein wenig ist davon auch noch zu spüren. Denn nach dem Raubzug müssen die Männer immer wieder ihre eigenen Grundsätze überprüfen – und manch einer davon geht aufgrund des Geldes schneller verloren, als die Protagonisten selbst es erwartet hatten. Von einer kritischen Auseinandersetzung mit dem moralischen Dilemma ist der Film aber in der Endfassung doch ein Stück weit entfernt.

Denn genau die Momente, in denen es um solche Entscheidungen geht, sind unter der Regie von J.C. Chandor lange nicht so intensiv und packend, wie der Zuschauer das bei einer Bigelow-Arbeit vermutlich zu sehen bekommen hätte. Das Umschwenken des Einsatzes auch aus humanitären Gründen – die Eliminierung des gefährlichsten Drogenbarons – zu einer Mission, in der es vor allem um sehr viel Geld geht, arbeitet Chandor nicht sehr stark heraus und trotz seiner überschaubaren Crew von Figuren sind in diesen Prozess noch nicht einmal alle involviert.

Triple Frontier
Der Plan funktioniert, doch dann finden die Männer viel mehr Geld vor als erwartet – und werden gierig.

Triple Frontier: Action light

Stattdessen haben Chandor und Netflix offenbar einen Film geplant, der deutlich stärker im Richtung militärischer Heist-Film tendiert und mit Action überzeugen kann. Auch das hat aber nur bedingt geklappt, denn die wenigen Actionsequenzen, die der Film aufweist, sind wenig spektakulär in Szene gesetzt. Der Raub selbst, ein paar kleine Schießereien, ein Hubschrauber-Absturz, viel mehr gibt es in Sachen Action abgesehen vom sehr gelungenen Einstieg, bei dem Garcia in einer Favela ein Drogennest aushebt, nicht zu sehen.

Und so enttäuscht der Film sowohl die Fans tiefer gehender Dramen, für die Triple Frontier ein wenig zu flach ausfällt, als auch die Actionfreunde, die ein Schützenfest suggeriert bekommen, das so nie stattfindet. Dennoch gelingen Chandor ein paar starke Momente. Wenn das Planungs-Genie Davis angesichts der viel höheren Beute als erwartet plötzlich den minutiösen Plan umwirft, sieht der Zuschauer in Ben Afflecks Augen die Gier, die seine Vorsicht wegwischt. Und auch eine Szene bei der Flucht durch die Berge trifft durch ihre überraschende Wendung.

Aber das sind für einen zweistündigen Film einfach zu wenig Momente, die im Gedächtnis bleiben. Die meiste Zeit ist die Planung, die Ausführung und das Entkommen zwar halbwegs zügig erzählt, packt aber kaum. Die Schauspieler, von denen lediglich Isaac und Affleck überhaupt Raum zum Spiel bekommen, tragen daran keine Schuld. Die Story, die sich genau zwischen Action und Drama setzt und aus diesem Spalt nicht mehr entkommen kann, ist eher das Problem. Ein Genre-Mix-Versuch, der nie wirklich abhebt.

Fazit:

Fans von Oscar Isaac oder Ben Affleck könnten mit Triple Frontier durchaus ihren Spaß haben. Wer aber ein Drama um Moral angesichts großen Reichtums erwartet oder sich auf einen harten Kommando-Actionfilm freut, wird enttäuscht. Beides ist der Film nicht geworden. Dabei sind die guten und interessanten Ansätze immer wieder zu sehen, werden aber von Drehbuch und Regie oft sträflich links liegen gelassen. Und so ist Triple Frontier ein halbwegs unterhaltsamer, aber zu langer Hybrid geworden, der sein großes Potenzial verschenkt.

Triple Frontier ist ab dem 13. März 2019 bei Netflix zu sehen.

Triple Frontier
Und bald löst sich der schöne Plan von Tom in Rauch auf.