Bereits zum vierten Mal arbeitet Liam Neeson in „The Commuter“ (dt. Der Pendler) mit dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra zusammen. Und die beiden erzählen gern eine Geschichte um einen verzweifelten Mann mit einem Hintergrund als Cop oder Detektiv, der in ein scheinbar unerklärliches Komplott gerät. Kann sich auch die neueste Version des Plots sehen lassen?
Mit „Unknown“ begann die Zusammenarbeit zwischen Jaume Collet-Serra und Liam Neeson, weiter ging sie mit dem bisher erfolgreichsten Film „Non-Stop“, in dem Leeson als Sky-Marshall eine im Vergleich zu The Commuter recht ähnliche Story erlebt. Mit „Run all Night“, in dem Neeson ausnahmsweise Ex-Krimineller ist, kam dann der dritte Film des Teams 2015 heraus. Und nun gibt es nicht nur die vierte Auflage dieser Zusammenarbeit, sondern auch wieder einen klassischen Alfred Hitchcock-Plot. Kann der Spanier erneut einen sehenswerten Film abliefern?
The Commuter: Die Handlung
Der alternde Versicherungsvertreter und Ex-Cop Michael (Liam Neeson) verliert seinen Job. Und als wäre das noch nicht schlimm genug, lernt er im Zug nach Hause, den er jeden Morgen und Abend nutzt, eine Frau (Vera Farmiga) kennen, die ihm ein höchst unmoralisches Angebot macht. Gegen eine Menge Geld soll er für sie im Zug jemanden finden. Zuerst versucht er, seinen alten Kollegen Alex (Patrick Wilson) zu erreichen, doch muss er feststellen, das er allein da steht. Denn das Netz um ihn zieht sich immer enger, der geheimnisvolle Auftraggeber wird immer rabiater. Kann Michael sein Leben und das der Person, die er finden soll, tatsächlich retten? Oder erliegt er sogar der Versuchung?
The Commuter: Das kennen wir schon
So sehr man den Film auch dreht und wendet – die Ähnlichkeit zu Non-Stop wird er einfach nicht los. Der eigentlich unbescholtene Mann, der plötzlich in eine extreme Gefahrensituation gerät. Der beengte Raum, erst Flugzeug, nun Zug. Und ein cleverer Plot, der den Zuschauer lange im Dunkeln darüber lässt, worum es hier eigentlich geht. Da hat Collet-Serra ganz gut von sich selbst kopiert, oder freundlicher ausgedrückt, erneut dem Großmeister der Spannung, Alfred Hitchcock, nachgeeifert. Denn die Geschichte des Jedermann, der zum Helden werden muss, hatte der große Brite glänzend im Griff.
Aber auch der Spanier macht das erneut nicht schlecht. Immer wieder gelingen ihm Momente intensiver Spannung. Mit dem langsam in die Jahre kommenden Liam Neeson steht ihm dafür auch ein guter Schauspieler zur Verfügung, dessen Falten quasi von Szene zu Szene mehr werden, je verzweifelter die Situation wird. Denn erneut zeigt sich Held Michael, wie sein Sky-Marshall-Pendant Bill, als äußerst erfindungsreich und klug, wenn es um die Rettung von Passagieren geht – und dennoch bleibt es spannend. Diese Mischung aus einem sich klug verhaltenden Helden und trotz allem auftretender regelmäßiger Gefahr macht denn auch aus The Commuter einen ansehnlichen Film.
Bitte nicht noch einmal
Aber es bleibt festzuhalten, dass die Story langsam auch Abnutzungserscheinungen nicht mehr verbergen kann. Zum einen ist der neue Plot streckenweise arg löcherig und wirr, zum anderen kommt dem Kenner der Vorgänger doch manches arg bekannt vor. Wirklich neue Ideen kann The Commuter tatsächlich nicht präsentieren. Die Drehbuchautoren fanden zwar erstaunlich viele Möglichkeiten, in einem eigentlich recht langweiligen Verkehrsmittel wie einem Zug reichlich spannende Szenen zu entwickeln. Aber die Logik der Gesamtgeschichte leidet diesmal doch merklich.
Das macht das Mitraten zwar ein wenig einfacher, die Auflösung aber nicht befriedigender. Action- und Thrillerfans werden wohl immer noch ganz zufrieden das Kino verlassen. Aber langsam wird es für Collet-Serra und Neeson Zeit für neue Geschichten. Denn die Actionszenen fallen dem mittlerweile 65-jährigen Iren sichtbar schwerer als früher. Und den Plot hat er nun auch oft genug gespielt. Dass Collet-Serra anders kann, bewies er 2016 mit dem Haithriller „The Shallows“. Und auch Neeson hat in jungen Jahren durchaus andere Rollen gespielt als den Actionhelden, zum Beispiel den Wissenschaftler in „Nell“.
Fazit:
Noch ansehnlich, aber nicht mehr ganz so packend wie noch Non-Stop. Mit The Commuter gelingt dem Spanier Jaume Collet-Serra zwar nochmals, eine Verbeugung vor dem Großmeister Hitchcock hinzulegen, aber der große Kick kommt nicht mehr. Für Fans des Genres immer noch einen Besuch wert, werden manche Zuschauer wohl über die Logiklöcher im Plot stolpern. Die Spannung passt, die Handlung nicht mehr so ganz. Noch eine Version brauchen wir daher nicht.
The Commuter startet am 11. Januar 2018 in den deutschen Kinos.