Von „Hermine“ hat sich die 27-jährige Britin Emma Watson längst frei geschwommen und sich in Hollywood als ernsthafte und vielseitige Schauspielerin etabliert. Kann sie das an der Seite von Tom Hanks auch in der Bestseller-Verfilmung „The Circle“ beweisen?
Dave Eggers schrieb seinen Roman The Circle 2013 – und der wurde zum weltweiten Hit. Die Auseinandersetzung mit Nutzen und Gefahren der zunehmenden Vernetzung, gepaart mit einigen wenigen, gigantischen Konzernen, verkaufte sich Millionen Mal. Kein große Überraschung also, dass auch Hollywood auf den Stoff aufmerksam wurde. Der im Kinosektor eher unerfahrene Regisseur James Ponsoldt inszenierte die Story – und ließ einige essentielle Änderungen an der Geschichte zu. Eine gute oder schlechte Idee?
The Circle: Die Handlung
Die junge Mae (Emma Watson) hat es nicht leicht: Ihr Vater Vinnie (Bill Paxton in seiner letzten Rolle) ist unheilbar krank und ihr Job als Telefonistin nervt sie. Da kommt das Angebot von Freundin Annie (Karen Gillan) gerade recht. Die junge Frau arbeitet beim Internetriesen The Circle und kann Mae dort einen Job verschaffen. Die sagt begeistert zu und ist schon Tage später das neueste Mitglied einer großen Familie, in der Informationen über einander extrem transparent gehandhabt werden. Besonders der Firmenchef Bailey (Tom Hanks) mit seiner entspannten und einnehmenden Art hat es Mae bald angetan. Auch die neue Software TruYou, mit der ein einziger Account für alle denkbaren Anwendungen genügt, begeistert die junge Frau.
Eine radikale Änderung erfährt Maes Leben aber erst, nachdem sie fast bei einem Kanuausflug ertrinkt und nur durch durch The Circle gerettet wird. Sie entschließt sich zu einem höchst ungewöhnlichen Experiment, um ihren Mitmenschen zu beweisen, wie wichtig und gut die neuen Wege sein können. Das das hat drastische Folgen …
The Circle: Gute Schauspieler …
Bereits im April startete der Film in den USA – und floppte dort komplett. Das liegt aber definitiv nicht an den Schauspielern, denn die machen allesamt einen guten Job. Neben Emma Watson („Die Schöne und das Biest„), die die zarte, etwas naive Mae sehr glaubwürdig auf die Leinwand bringt, ist es vor allem Tom Hanks, der jede Szene an sich reißt, in der er zu sehen ist. Als eine Art Steve Jobs verbreitet er ein fast greifbares Charisma und macht so sehr deutlich, warum Mae nicht zögert, sich in seine Hände zu begeben. Auch Karen Gillan als zunehmend gestresste Annie darf zeigen, dass sie mehr kann als nur eine Nebenfigur („Nebula“) in einem Blockbuster („Guardians of the Galaxy„) zu spielen. Ellar Coltrane („Boyhood“), der Maes Kindheitsfreund Mercer verkörpert, gelingt es ebenfalls, seine Rolle glaubhaft zum Leben zu erwecken. John Boyega, als geheimnisvoller Kalden zu sehen, würde man das auch gern bescheinigen, doch die Rolle gibt dazu nicht genug her.
Am Cast kann es also nicht liegen, dass der Film beim US-Publikum durchfiel – woran denn dann?
… maues Drehbuch
Ponsoldt, der auch für die Drehbuchversion des Romans verantwortlich war, zeichnet seine Figuren deutlich zu harmlos und freundlich und nimmt so dem eigentlich brisanten Stoff viel von seiner Schärfe. Der Zuschauer wird durch völlig übertrieben dargestellte Social-Media-Junkies als Maes neue Kollegen schon früh mit der Nase darauf gestoßen, dass mit The Circle etwas nicht stimmen kann. Und Ponsoldts Mittel werden im Lauf der Story leider nicht subtiler. Und so fehlt eines der wichtigsten Merkmale der Gefahr – der schleichende, kaum zu bemerkende Verlust der Rechte am eigenen Leben. Stattdessen lässt The Circle schon nach wenigen Minuten kaum einen Zweifel daran, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.
Die erzählt er allerdings durchaus spannend und mit einigen starken Momenten und Szenen. Die Ereignisse, mit denen sich Mae konfrontiert sieht, dürften all die Zuschauer durchaus überraschen, die den Roman nicht gelesen haben. Allerdings verärgert Ponsoldt die Leser des Buches mit jeder Minute mehr, in der er zugunsten der Sympathiewerte für seine Helden die Aussage des Romans verwässert und teilweise sogar ins gegenteil verkehrt. Die Konsequenz, die Eggers in seinem Buch an den Tag legt, fehlt dem Film am Ende bitterlich. Ponsoldt geht die letzten Schritte nicht und sorgt so für einen ansehnlichen Film, dem aber das Gefühl anhaftet, als habe man die Story in Watte gepackt, um niemanden aus der Ruhe zu bringen. Hätte er das gelassen, es hätte ein sehr guter Zukunftsthriller werden können. Und: Wer das Buch nicht kennt, hat vermutlich weit mehr Spaß im Kino als diejenigen, die The Circle gelesen haben.
Fazit:
Ein unterhaltsamer Thriller, der aber nach gutem Beginn ständig unter seinen Möglichkeiten bleibt und sich nicht traut, dahinzugehen, wo es wehtut. Für Schauspielfans bleiben gute Leistungen von Emma Watson und Tom Hanks, Fans des Romans werden aber enttäuscht sein. Wer hingegen nicht weiß, was hier alles fehlt, bekommt durchaus einen interessanten Blick in die nahe Zukunft präsentiert. Zu einem richtig guten Film reicht es dennoch nicht.
The Circle läuft ab dem 7. September in den deutschen Kinos.