Dr. Dolittle

Filmkritik: Dr. Dolittle

Er ist Arzt, kann mit Tieren sprechen und zumindest in England eine bekannte Kinderbuch-Figur: „Dr. Dolittle“. Vor genau 100 Jahren erschien der erste Roman über den Doktor und seine tierischen Freunde, jetzt kommt die dritte Verfilmung des Stoffes in die Kinos. Die kann sich nicht nur mit Superstar Robert Downey Jr. brüsten, sondern auch mit dem höchsten Budget. Rund 175 Millionen Dollar sollen allein die Dreharbeiten verschlungen haben. Hat sich dieser Aufwand auch gelohnt?

1967 kam die erste Realverfilmung des Stoffes in die Kinos. Rex Harrison spielte in der Musical-Version von Dr. Dolittle den Arzt, Leser konnten trotz des Gesangs aber ihren Romanhelden noch wiedererkennen. In der zweiten Umsetzung mit Eddie Murphy legten die Macher dann gar keinen Wert mehr auf die Vorlage und behielten nur die Tatsache bei, dass Dr. Dolittle mit Tieren sprechen kann. Die neue Adaption mit Robert Downey Jr., der gemeinsam mit seiner Frau auch als Produzent agierte, liegt wieder näher an den Büchern. Nutzt das etwas?

Dr. Dolittle
Die junge Königin (Jessie Buckley) benötigt Dr. Dolittles Hilfe dringend.

Dr. Dolittle: Die Handlung

Einst war Dr. Dolittle (Robert Downey Jr.) ein hoch angesehenes Mitglied der feinen englischen Gesellschaft. Doch dann verliert er seine Frau (Kasia Smutniak), die von einer gefährlichen Expedition nicht zurückkehrt. Dolittle wird zum Einsiedler, der sich mit seinen tierischen Gefährten in seinen Landsitz zurückzieht und weder Mensch noch Tier sehen will. Das weiß der junge Stubbins (Harry Collett) allerdings nicht, als er bei der Jagd versehentlich ein Eichhörnchen verletzt und das verletzte Tier zu Dr. Dolittle trägt.

Dort trifft er auf die junge Lady Rose, die ebenfalls zum Doktor möchte. Denn die junge englische Königin ist todkrank und hat persönlich nach Dolittle schicken lassen. Erst weigert der sich standhaft, doch Papagei Polly liefert dem Doktor gute Gründe, warum er helfen sollte. Als Dolittle mithilfe seines Hundes herausfindet, was der Königin fehlt, macht er sich unverzüglich auf zu einer Expedition, um das dringend benötigte Heilmittel zu finden. Doch nicht alle am britischen Hofe wünschen sich die Rettung der Königin …

Dr. Dolittle: Teure Pleite

In dieser Produktion steckte der Wurm. Bereits im Frühjahr 2019 hatte Regisseur Steve Gaghan, der auch am Drehbuch mitgeschrieben hatte, den Film abgedreht. Doch das Studio war unzufrieden, empfand den Film als nicht kindgerecht genug. Und so wurden teure Nachdrehs veranlasst. Und das gleich mit neuem Regisseur und Autor. Dass so ein Stückwerk einem Film selten gut tut, ist hinlänglich bekannt. Und Dr. Dolittle bildet auch keine Ausnahme. Weder ist der Film sonderlich unterhaltsam, noch sieht man ihm das Riesen-Budget an.

Schon die Einführung der Figuren dauert eine gefühlte Ewigkeit. Bis Dolittle sich endlich auf seine Reise macht, ist beinahe schon der halbe Film vorbei. Und auf der passiert dann auch noch erschreckend wenig. Hier haben sich die Drehbuchautoren wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Noch schwieriger gestaltet sich der Humor des Films. Mal kindlich albern, mal im Bereich von Furzwitzen, mal in der Psycho-Analyse unterwegs, bleibt eine Frage immer offen: Für welche Zielgruppe ist Dr. Dolittle eigentlich gedacht?

Dr. Dolittle
Dolittles ehemaliger Studienkollege Blair Mudfly (Michael Sheen) ist neidisch auf den Erfolg des Doktors und will ihm schaden.

Dr. Dolittle: Holpriges Drehbuch

Zudem holpert das Drehbuch auch in den Details. Das Eichhörnchen, das zu Beginn des Films verwundet und von Dolittle gerettet wird, führte beispielsweise eine Art Logbuch der Reise – und plant Rache. Doch eine Auflösung dieses kleinen Spannungsbogens erfolgt nie. Möglicherweise ist es dem Schnitt zum Opfer gefallen, vielleicht gab es aber auch nie eine. Diese schlampige Art, Geschichten zu erzählen, ist eine der großen Schwächen des Films. Auch daran mag das Chaos hinter den Kulissen möglicherweise die Schuld tragen.

Aber auch Superstar Robert Downey Jr. schien letztlich nur wenig Lust gehabt zu haben, Dr. Dolittle zu spielen. Zumindest wirkt er in vielen Szenen wie eine Kopie seiner Darstellungen von Sherlock Holmes in den beiden Guy Ritchie-Filmen. Eine neue Art zu spielen, hat Downey für den Doktor zumindest nicht aus seinem zweifellos vorhandenen Repertoire geholt. Sein Dolittle bleibt häufig emotionslos und bietet nur wenig Möglichkeiten, sich als Zuschauer dem Charakter nahe zu fühlen. Das gilt aber leider für den ganzen Film.

Professionelle Witze-Erzähler werden es kennen. Auf dem Papier sieht ein Gag großartig aus, auf der Bühne wird es aber ein echter Rohrkrepierer. Dr. Dolittle besteht aus zahlreichen solcher Szenen. Irgendwer war sich garantiert sicher – das wird lustig. Geklappt hat das immerhin ein paar Male im Film, weitaus häufiger aber bleiben die Lacher aus. Immerhin können die CGI-Spezialisten ein wenig Boden gut machen: Die Tiere im Film geraten durchgehend überzeugend echt. Was man von manchem Schauspieler nicht sagen kann.

Fazit:

Die Beziehung zwischen der Figur Dr. Dolittle und dem Medium Film bleibt schwierig. Auch der dritte Anlauf kann den Charme der Buchvorlagen nicht auf die Leinwand bringen. Dazu stolpert das teure Effekt-Spektakel, das von Superstar Robert Downey Jr. über die Ziellinie gebracht werden sollte, über ein schwaches Script, uneinheitlichen Humor und eine so gut wie nie mitreißende Geschichte. Universal rechnet angeblich bereits mit einem Verlust von 100 Millionen Dollar. Nach „Cats“ wäre das bereits die zweite Kassen-Katastrophe in kurzer Zeit.

Die fantastische Reise des Dr. Dolittle startet am 30. Januar 2020 in den deutschen Kinos.

Dr. Dolittle
Tierfreund Stubbins möchte vom Doktor die Kunst lernen, mit Tieren sprechen zu können – und wird sein Lehrling.