Elementary
(5. Staffel) - Ein eigensinniges Ermittlerteam in New York: Sherlock Holmes (Jonny Lee Miller, r.) und Joan Watson (Lucy Liu, l.) ...

Darum wird Elementary (wohl) eingestellt

Alles hatte vor sieben Jahren so vielversprechend begonnen: Mit „Elementary“ (der Name bezieht sich auf einen in den Originalgeschichten häufig getätigten Ausspruch des Detektivs) brachte Sender CBS eine originelle neue Variante des berühmtesten Detektivs der Film- und Literaturgeschichte heraus: Sherlock Holmes. Doch mit Staffel 5 wird die Serie wohl enden, in den USA sind die Quoten im Keller. Wie konnte es soweit kommen?

Update 2: Wegen schlechter Quoten nahm Sat 1 die sechste Staffel nach acht Folgen aus dem Programm. Ob die Serie in der Pro Sieben/Sat 1-Gruppe noch eine Zukunft hat, ist momentan nicht bekannt.

Update: Nun läuft schon Staffel 6 bei SAT 1 und eine siebte Staffel ist bestelllt. Zwar sind die US-Quoten nicht gut, doch CBS hat es in drei Jahren nicht geschafft, eine neue Crime-Serie zu entwickeln, die vom Publikum angenommen wurde. Deshalb gibt es Elementary immer noch.

Was war das für eine erste Staffel! Jonny Lee Miller, der vorher vor allem als „Sick Boy“ in Danny Boyles Klassiker „Trainspotting“ einem größeren Publikum bekannt geworden war, brachte einen frischen Ansatz des berühmten Detektivs auf den Bildschirm. Als Ex-Drogensüchtiger, der nach einer traumatischen Erfahrung zum Junkie geworden war und sich aus seiner Heimat England in den Big Apple geflüchtet hatte, gelang es Miller, eine zwar literarisch bekannte, aber nie so deutlich thematisierte Seite von Holmes in den Vordergrund zu rücken – ohne seine Genialität bei der Verbrechensbekämpfung einzubüßen.

Elementary-Idee: Watson als Frau

Mit Joan Watson (Lucy Liu) bekommt Sherlock Holmes eine Frau als Partnerin.

An seine Seite bekam Miller mit Lucy Liu nicht nur eine erfahrene Kino- und Seriendarstellerin („Ally McBeal“, „Drei Engel für Charlie“), sondern auch eine originelle Watson-Version. Joan Watson war eine „Sober Companion“, eine Ex-Ärztin und vor allem – eine Frau. Und aus diesem Umstand machen die Drehbuchschreiber in der ersten Staffel das Maximum. Beide Figuren sexuell aktiv, aber nicht körperlich aneinander interessiert, beide klug und eigen, und beide in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Sherlock braucht sie als Absicherung gegen die Drogen, sie braucht den Job, den Sherlocks Vater gut bezahlt. Das Zusammenwachsen der beiden zu einem Team gehört zu den besten Momenten der ohnehin starken ersten Staffel. 

Dazu brachten die Autoren in der zweiten Hälfte einen roten Faden in die Serie. Der in einer der besten Moriarty-Varianten mündete, die je in einem Sherlock-Film zu sehen war. Dass nicht nur Watson, sondern auch Moriarty eine Frau war – und noch dazu auch Sherlocks scheinbar ermordete Geliebte Irene Adler – war schlicht brillant. Da war die Serienwelt noch in Ordnung…

Plot-Schwächen bei Elementary

Aber schon der große Handlungsbogen von Staffel 2, der Sherlocks Bruder Mycroft einführte, konnte mit der ersten Staffel nicht mithalten. Besonders das Verhältnis zwischen Watson und Mycroft ließ jegliche Chemie vermissen. Was angesichts zweier so erfahrener Schauspieler wie Liu und Ifans schon merkwürdig war. Da schien Staffel drei zu Beginn frischen Wind in die Sache zu bringen: Nach einigen Monaten in London kehrte Sherlock mit einer neuen Assistentin zurück: Kitty Winter (Ophelia Lovibond). Und die erste Hälfte der dritten Staffel konnte auch überzeugen. Die Spannung zwischen den beiden Frauen, die dunklen Geheimnisse Kittys – all das funktionierte gut. Leider schied Lovibond nach der Hälfte aus. Die erneuten Drogenprobleme Sherlocks wirkten hingegen aufgesetzt und waren auch nicht wirklich gut geschrieben. In Staffel vier sollte dann endlich der Auftritt des meist erwähnten Charakters kommen, der vorher nie zu sehen war: Sherlocks Vater Morland Holmes (John Noble). Doch auch hier konnten die Autoren mit der komplexen Beziehung zwischen Vater und Sohn wenig anfangen. Zwar bekam Elementary noch eine fünfte Staffel – sicher auch aus Gründen der besseren Vermarktbarkeit bei Serien mit 100 und mehr Folgen – aber die scheint nun endgültig die letzte zu sein, aus Elementary ist einfach die Luft raus.

Fälle aus der Mottenkiste

Der zweite Sargnagel neben der staffelumspannenden Plots sind aber auch die Fälle der Woche. Konnte Elementary zu Beginn da noch mit originellen Ideen überzeugen, wurden es im Verlauf der Serie immer seltener, dass ein wirklich gelungenes Verbrechen zu sehen war. Häufig kam Zufall ins Spiel, was bei einer Sherlock Holmes-Story eine Todsünde ist. Und immer häufiger waren die Schlussfolgerungen des Detektivs nach Ansicht der Fakten derart wenig nachvollziehbar, dass sich die Serie langsam aber stetig von den Holmes-Fans entfernte. So wurde Elementary immer mehr zu einer 08/15-Crimeserie ohne Besonderheit – und bekommt dafür nun die Quittung. Schade um und für Miller und Liu – aber nicht für die Fans des unsterblichen Detektivs.

Elementary
Holmes und Watson haben wohl bald das Ende ihrer Ermittlungen erreicht.