Wenn die „Desperate Housewives“ auf „The Walking Dead“ treffen, entsteht eine Serie, wie man sie so noch nie gesehen hat: Santa Clarita Diet. Drew Barrymore macht sich als untote Hausfrau mal richtig locker. Gatte Timothy Olyphant hat dazu eher gemischte Gefühle.
Comedy mit Horror zu mischen, das trauen sich nur wenige, denn meist sind die Ergebnisse alles andere als lustig. Viele Horrorkomödien waren zwar grauenhaft, aber in der Regel nicht freiwillig. Deshalb gebührt der neuen Netflix-Produktion Santa Clarita Diet schon Respekt, so ein Projekt überhaupt auf die Zuschauer loszulassen. Hast sich das Risiko gelohnt?
Santa Clarita Diet: Darum geht es
Das Ehepaar Sheila (Drew Barrymore) und Joel Hammond (Timothy Olyphant) lebt samt 16-jähriger Tochter Abby (Liv Hewson) in der beschaulichen Vorstadt Santa Clarita. Beide arbeiten als Immobilienmakler und versuchen,ihr Leben so sicher wie möglich zu gestalten. Besonders Sheila schätzt Risiken überhaupt nicht. Das ändert sich radikal, als die Hammonds einem interessierten Ehepaar ein Haus zeigen: Sheila wird speiübel und sie verwüstet das Badezimmer mit Unmengen fahlgrüner Flüssigkeit. Als Joel später zuhause nach ihr sieht, ist Sheila zwar wieder auf dem Damm, aber irgendwie verändert. Plötzlich verlangt sie mitten am Tag nach Sex, will ein neues Auto und entwickelt einen merkwürdigen Appetit auf rohes Fleisch. Am meisten Sorgen macht Joel aber das völlige Fehlen von Herzschlag oder Puls bei seiner Gattin. Und als Sheila dem allzu aufdringlichen neuen Kollegen Gary (Nathan Fillion) kurzerhand die Halsschlagader durchbeißt, statt ihn verbal von ihrem Desinteresse zu überzeugen, macht Joel sich richtig Sorgen. Ist Sheila wirklich untot, wie Abbys Kumpel Eric attestiert? Hat der harte Klumpen Fleisch, den Sheila erbrochen hat, etwas damit zu tun? Und wie kann er den stetig wachsenden Hunger seiner Frau nach Menschenfleisch stillen, ohne dabei aufzufallen? Joel und Sheila stehen aufregende Tage ins Haus…
Blutig und saukomisch
Als Drew Barrymore vor kurzem in einem Interview sagte, die Serie sei eher Horror und nur ein wenig lustig, hat die Schauspielerin definitiv untertrieben: Santa Clarita Diet ist nämlich brüllend witzig – wenn man über den entsprechend schwarzen Humor verfügt. Einen großen Anteil daran hat Timothy Olyphant, den viele bislang eher in ernsten und düsteren Rollen kannten („Deadwood“, „Justified“) . Dass der Mann auch witzig sein kann, zeigt er hier als sich stets am Rande der kompletten Hysterie befindlichen Joel, der doch nichts weiter möchte, als seiner Frau ein treusorgender Gatte zu sein. Das gestaltet sich aber angesichts von Sheilas sehr ausgefallenen Essenswünschen recht schwierig. Denn Joels Gewissen macht ihm immer wieder zu schaffen: Da hatten Sheila und er beispielsweise gerade den Ex-Lover einer Schulfreundin von Abby als Opfer ausgemacht, der als Abendessen dienen soll, da er Päderast und Drogendealer ist. Beim gemeinsamen Joint muss Joel aber feststellen, dass er doch ein netter Kerl ist – und so lässt er Sheilas Mahlzeit laufen. Jede Folge bietet mindestens einen wahnwitzigen Moment, der in Bild und Text derart schräg das heile Vorstadtleben auf die Schippe nimmt, dass es eine Freude ist.
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Denn es ist tatsächlich verblüffend, wie gut sich die klassischen Desperate Housewives-Themen mit der Zombie-Geschichte koppeln lassen: Zwar hat Sheila Appetit auf Menschenfleisch, aber dafür ist endlich die lästige Migräne weg. Und, wie die Nachbarinnen nicht ohne Neid feststellen, sie sieht mit ihrer neuen Diät auch viel besser aus. Dieser absurde Humor zieht sich durch die Serie wie ein feiner Marmeladenstreifen durch eine Torte – und das passt auch farblich: Zwar wird es nur selten richtig unappetitlich, aber die Kamera zieht auch nicht weg, wenn Sheila Hunger bekommt. Drew Barrymore lässt sich hier mit sichtlichem Vergnügen mit Kunstblut bearbeiten, um eine möglichst rabiate Optik zu erzeugen. So wie auch der Rest das äußerst spielfreudigen Casts mit Elan bei der Sache ist. Heimlicher Star aber bleibt Olyphant, dessen Timing und Mimik hier einfach umwerfend sind.
Fazit
Wer auf derben, schwarzen Humor steht und auch bei Desperate Housewives seinen Spaß hatte, sollte Santa Clarita Diet nicht verpassen: Wie grandios hier alle Beteiligten immer wieder in schräge Situationen geraten und sie doch häufig mit einer gewissen Anmut meistern, das ist absolut sehenswert. Wären alle Untoten wie Sheila, man hätte wohl Mühe, ihnen den Schädel einzuschlagen – so einen sympathischen Zombie gab es lange nicht!