Die Produktion von „Solo: A Star Wars Story“ stand wahrlich unter keinem guten Stern. Erst warf Disney die Regisseure raus, dann gab es Gerüchte, Hauptdarsteller Alden Ehrenreich hätte umfassenden Schauspiel-Unterricht bekommen, um die Rolle überhaupt spielen zu können. Die Erwartungen der Star Wars-Fans an die frühen Abenteuer Han Solos waren also bereits im Vorfeld ein wenig gedämpft. Zu Recht?
Tatsächlich beeilte sich Disney, die Irritationen im Vorfeld schnellstens wieder auszuräumen. Mit Ron Howard holten sie ein erfahrenes Schlachtross als Regie-Ersatz. Und brachte sogar Harrison Ford dazu, am Set aufzutauchen und Alden Ehrenreich danach absolute Han Solo-Tauglichkeit zu attestieren. Der Konzern tat also alles, um aus Solo einen ähnlich lukrativen Film zu machen wie zuvor aus „Rogue One“. Sicherlich auch, um nicht gleich die Filmreihe aus einzelnen, für sich stehenden Abenteuer aus dem Star Wars-Universum zu ruinieren. Ist das gelungen?

Solo: Die Handlung
Der junge Han (Alden Ehrenreich) und seine Freundin Qi’ra (Emilia Clarke) leben mehr schlecht als recht auf ihrem Heimatplaneten Correlia, denn dort herrschen organisierte Banden. Als Han sich gegen seinen Herrin Lady Proxima auflehnt, muss er mit Qi’ra fliehen, doch im letzten Moment werden die beiden getrennt und Han muss sich alleine weiter durchschlagen. Nachdem er beim Imperium anheuert, wegen Disziplinlosigkeit aber von der Piloten-Akademie fliegt, findet er drei Jahre später eine Chance zu fliehen.
Und die heißt Tobias Beckett (Woody Harrelson). Gemeinsam mit Gattin Val (Thandie Newton) will Beckett ein großes Ding drehen und braucht noch Unterstützung. Und da kommen der junge Solo und der frisch von ihm gerettete Wookie namens Chewbacca gerade richtig. Bald steckt Han bis zum Hals in einem gefährlichen Raubzug, denn Beckett arbeitet nicht auf eigene Rechnung, sondern steht in Diensten der gefährlichen Verbrecherbande „Crimson Dawn“. Und deren hochrangiges Mitglied Dryden (Paul Bettany) versteht keinen Spaß, wenn es ums Geschäft geht …
Solo: Heist-Movie im Star Wars-Universum
Die Übernahme von Lucasfilm durch Disney war sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Aber eines muss man den Mäuseleuten lassen – sie wissen, was sie wollen und wie sie es bekommen. So war dem Studio klar, dass die Einzelfilme anders sein mussten als die Trilogien, um ihre Existenz zu rechtfertigen. Konsequent setzte Disney Rogue One als Kriegsfilm innerhalb des Star Wars-Universums um. Bei Han Solo bot sich ein anderes Genre an, das Disney auch wählte: der Heist-Movie. Und einen solchen bekommen wir mit Solo auch zu sehen.
Denn nachdem der Film in der ersten halben Stunde seine Figuren erst einmal einführen muss, geht es danach hinein in einen klassischen Heist-Plot. Der lebt davon, dass ein kompliziertes Verbrechen minutiös ausgeführt wird – und keiner dem anderen dabei über den Weg traut. Genau dort passt Han Solo mit seiner eher unterrepräsentierten Gesetzestreue perfekt hinein. Und Ron Howard, der nach Angaben Disneys etwa 70 Prozent des Films neu drehte, nachdem Phil Lord und Christopher Miller gehen mussten, liefert – weitgehend -ab.

Solo: Ein Film mit Checkliste
Schon bevor George Lucas seine Rechte verkaufte, hat er mit Kumpel Lawrence Kasdan (Drehbuch zu Star Wars 5, 6 und 7) an Solo gearbeitet, Kasdans Sohn Jonathan brachte das Script schließlich zu Ende. Und das wirkt wie eine große Checkliste mit allen großen Momenten, die als Pflicht-Inhalt einfach dabei sein müssen. Hans erste Begegnung mit Chewie. Der Kessel-Flug in weniger als 12 Parsecs. Und natürlich das Glücksspiel, in dem Han Lando Calrissian, hinreißend lässig gespielt von Donald Glover, den Millennium Falcon abzockt.
All diese Szenen sind im Film, aber keine davon ist wirklich unerwartet oder überraschend. Obwohl sie durchaus Spaß machen, entfalten sie deshalb nicht die volle Wirkung. Es sind eher die kleineren Momente, etwa Hans erster Blaster, die das Publikum emotional erwischen, denn die erwartet man eben nicht. Wenn man Kasdan und Howard einen Vorwurf machen kann, dann den, dass Solo für einen cleveren Gangsterplot, in dem jeder jeden übers Ohr haut, arg vorhersehbar ist.
Solo: Sets und Schauspiel gut
Dafür bietet Solo die wohl dreckigsten und daher passendsten Star Wars-Sets seit langem, viele gute Actionsequenzen mit dem typischen Humor der ersten Trilogie (4-6) und, entgegen den Gerüchten, auch gute Schauspieler-Leistungen. Falls Alden Ehrenreich wirklich Unterricht bekam, um die Rolle zu meistern, dann hat der etwas genutzt, denn er spielt den schlitzohrigen Schurken mit dem guten Herzen sehr ordentlich und hat zu Recht Harrison Fords Segen bekommen.

Während Paul Bettany als Schurke ein wenig blass und austauschbar bleibt, ist Woody Harrelson als betrügerischer Vater-Ersatz für Solo ein guter Casting-Griff. Harrelson verleiht der Figur die nötige Ambivalenz, um ihr trotz vieler Nettigkeiten nie ganz über den Weg zu trauen. Emilia Clarke ist als undurchschauberes Love-Interest ebenfalls gut besetzt und erinnert häufig an ihre Paraderolle der Dany aus „Game of Thrones“. Heimlicher Star ist aber der Droide L-3, der durch ganz eigene Ansichten über das Leben die meisten Lacher auf seiner Seite hat.
Ehrenreich verriet neulich, dass er einen Vertrag über drei Filme unterschrieben hätte. Und tatsächlich bleiben in Solo so viele Erzählstränge unfertig, dass man sich einen zweiten und dritten Teil gut vorstellen kann, wenn Solo an den Kinokassen Erfolg hat. Und das dürfte der sehr solide und streckenweise an die gute alte Star Wars-Zeit erinnernde Film problemlos schaffen.
Fazit:
Obwohl Solo die typischen Prequel-Probleme hat und mit vielen Szenen schlicht nicht überraschen kann, bietet der Film trotz seiner schwierigen Entstehung sehr solide Unterhaltung mit vielen kleinen Höhepunkten und nur wenigen Ärgernissen. Und ein wenig von dem alten Star Wars-Feeling, das für manche Fans in den neuen Filmen nicht mehr vorhanden war. Die 135 Minuten vergehen jedenfalls schneller, als man denkt. Und das ist in aller Regel ein gutes Zeichen bei einem Film.
Solo – A Star Wars Story startet am 24. Mai 2018 in den deutschen Kinos.
