Lucifer Staffel 4

Serienkritik: Lucifer Staffel 4

Der Teufelskerl ist zurück! Nachdem Fox der Serie nach Staffel 3 den Laufpass gab, sprang Netflix ein und rettete die Show. „Lucifer Staffel 4“ läuft weltweit dort – außer in Deutschland und Österreich. Dort bleibt die Fantasy-Serie beim bisherigen Anbieter Amazon Prime. Kann Lucifer in der kürzesten Staffel bisher (nur zehn Folgen) erneut begeistern und den Briten Tom Ellis in der Titelrolle weiterhin überzeugend in Szene setzen?

Network-Serien haben es inzwischen schwer. Gerade bewiesen die neuesten Meldungen, dass heutzutage Serien, die eigentlich solide Quoten bringen, keine weitere Staffel mehr bekommen. Auch Lucifer ereilte im vergangenen Jahr dieses Schicksal. Da Sender FOX die Serie nicht selbst produzierte, sondern von Warner einkaufte, musste Lucifer gute Einschaltergebnisse vorweisen – und die waren den FOX-Verantwortlichen angesichts der Kosten eben nicht hoch genug. Netflix sprang zum Glück für die Fans als Retter ein.

Lucifer Staffel 4
Nach den Ereignissen aus Staffel 3 ist das Verhältnis zwischen Lucifer und Chloe schwierig.

Lucifer Staffel 4: Die Handlung

Seit Chloe Decker (Lauren German) das wahre Gesicht von Lucifer (Tom Ellis) gesehen hat und nun endlich weiß, dass der smarte Nachtclub-Besitzer tatsächlich der Teufel ist, ist sie verschwunden. Zu Beginn der ersten Folge taucht sie zwar wieder auf – aber das Verhältnis zu Lucifer ist erst einmal gestört. Erst im Lauf der Staffel wird klar, wie sehr Chloe durch dieses Wissen verändert wurde. Denn in den Wochen, in denen sie nicht in L.A. war, hat Chloe ein paar wichtige Dinge getan, an denen Lucifer zu knabbern hat.

Linda (Rachael Harris) muss feststellen, dass ihre Affäre mit Amenadiel (D.B. Woodside) nicht ohne Folgen geblieben ist – sie ist schwanger. Das freut zwar den Vater und selbst Dämonin Mazakeen (Leslie-Ann Brandt) ist begeistert, aber weil das Baby zur Hälfte ein Unsterblicher ist, hat das ungeahnte Folgen für das Gefüge zwischen Himmel und Hölle. Und schließlich taucht mit Eve (Inbar Lavi) Lucifers alte Flamme auf, die er einst mit dem Apfel verführte und dafür sorgte, dass sie aus dem Paradies flog. Ist die Dame noch sauer auf den Teufel?

Lucifer Staffel 4: Eingedampft

Die vierte Staffel der Serie bietet inhaltlich die vielleicht größten Umstellungen bisher. Durch die niedrige Episodenanzahl von nur zehn – die dritte hatte noch 26 – gibt es keine Füller. Jede Folge bringt die Hauptstory um Lucifer, Eve und Chloe weiter und beleuchtet auch die Nebenhandlungen wie Lindas Baby oder Ellas (Aimee Garcia) Glaubenskrise nach dem Tod von Charlotte. Und die Mordfälle der Folgen stehen nun ganz im Dienste der Charakterentwicklung. Lucifers Befindlichkeiten zu Beginn geben vor, mit welcher Art von Verbrechen sich die Episode beschäftigt.

Hat der Herr der Hölle mit Fragen zu seinen Emotionen zu kämpfen, hat der aktuelle Fall garantiert mit eben diesen Emotionen zu tun. Das ist zwar ein wenig vorhersehbar, bedeutet aber gleichzeitig, dass die Krimi-Elemente sich den in der Regel besseren Hauptplots unterordnen und Episoden, in der mehr oder weniger lahme Fälle aufgeklärt werden, in Staffel 4 nicht stattfinden. Stattdessen fokussiert sich die Geschichte immer mehr auf die Dreieicksbeziehung zwischen Lucifer, Chloe und Eve. Und das bietet mehr als genug Spannung.

Lucifer Staffel 4
Das Auftauchen von Eve, dem ersten Opfer von Lucifers Verführungskünsten, macht die Lage auch nicht einfacher.

Lucifer Staffel 4: Macht Netflix alles neu? Nein!

Das Budget hat Netflix offenbar leicht erhöht, denn Lucifers Teufelsfratze gibt es in den zehn Episoden häufiger zu sehen als in den vorigen Staffeln zusammen. Dazu darf Tom Ellis sein knackiges Hinterteil einige Male nackt in die Kamera halten. Sonst hat sich aber an der Machart mit dem Wechsel zu Netflix nichts geändert. Es gibt weder blanke Brüste zu sehen, obwohl sich das gerade bei dieser Serie anbieten würde, noch werden Sex- oder Gewaltszenen expliziter als vorher bei FOX. Bis auf die reduzierte Folgenzahl ist also das meiste noch wie früher.

Wie bisher schon trägt auch in Lucifer Staffel 4 Tom Ellis die Hauptlast und meistert das wie gewohnt. Sein charismatischer, hedonistischer Teufel sprüht nach wie vor vor Leben und reißt das Publikum jederzeit mit. Die Spielfreude ist dem Briten nach wie vor anzumerken und das überträgt sich beim Zusehen. Aber auch  der restliche Cast hat seine Rollen mittlerweile verinnerlicht und greift deshalb perfekt ineinander wie eine gut geölte Maschine. Qualitativ ist Lucifer Staffel 4 wohl die beste bislang – wenn man sich mit der Hauptstory anfreunden kann.

Denn die Liebe spielt hier eine zentrale Rolle – und das sorgt immer wieder dafür, dass der wunderbare Humor der Serie ein wenig in den Hintergrund gerät. In den früheren Staffeln waren bissige Wortgefechte und schräg-dreiste Monologe von Lucifer weitaus häufiger zu sehen als in Staffel 4, die sich deutlich romantischer zeigt. Man merkt den Autoren an, dass sie das Ende sowohl als Staffel- wie auch als Serienfinale konzipiert haben – und errichten einen Status Quo, mit dem sich Lucifer in die TV-Rente verabschieden könnte. Auch wenn das hoffentlich nicht passiert.

Fazit:

Sehr viel kürzer und ein wenig ernster präsentiert sich Lucifer Staffel 4 den Fans nach dem Umzug zu Netflix (außer in Deutschland und Österreich, wo die Serie bei Amazon Prime bleibt). Aber Tom Ellis‘ Spaß an der Rolle ist ungebrochen und so wirbelt der charmante Teufel auch im vierten Jahr wundervoll dreist durch die Storys, die die Autoren dem Briten auf den ansehnlichen Leib schreiben. Von dieser Qualität hätte man sich ein paar Folgen mehr gewünscht. Wer Lucifer bisher mochte, der wird auch hier glücklich, neue Fans wird die Serie aber kaum gewinnen.

Lucifer Staffel 4 läuft seit dem 9. Mai 2019 bei Amazon Prime.

Gesehen: Zehn von zehn Folgen

Die Kritik zu Lucifer Staffel 1

und zu Lucifer Staffel 2

sowie zu Lucifer Staffel 3

und Lucifer Staffel 5

Lucifer Staffel 4
Um Schlimmeres zu verhindern, müssen Himmel und Hölle diesmal zusammenarbeiten.