Love Death and Robots

Serienkritik: Love Death and Robots

Wenn Thriller-Experte David Fincher („Sieben“) und „Deadpool“-Regisseur Tim Miller sich zusammentun, um 18 Kurzfilme zu einer Netflix-Serie zusammenzufassen, was erwartet den Zuschauer dann? Die unter dem Titel „Love Death and Robots“ laufenden Episoden sind in verschiedenen Animations-Stilen umgesetzt, haben allerdings inhaltlich nur wenig miteinander zu tun. Dennoch ist die Anthologie vor allem für Fans düsterer Sci-Fi-Geschichten einen Blick wert. Für alle anderen auch?

Kurzgeschichten sind in der Literatur schwer zu verkaufen, wenn der Autor nicht gerade weltberühmt ist. In der Regel erbarmt sich ein Verlag, der gelungene Short Stories zwischen zwei Buchdeckel packt und sie unter einem bestimmten Thema als Anthologie auf den Markt bringt. Ganz ähnlich haben das Fincher und Miller für Netflix gemacht, denn sie suchten sich Kurzgeschichten von zum Teil sehr renommierten Science-Fiction-Autoren aus und machten daraus kurze Episoden zwischen sechs und 18 Minuten Länge. Wie gut sind die?

Love Death and Robots
Blutig und sexy geht es in Sonnies Vorteil zu.

Love Death and Robots: Die Handlung

Hier kurze Inhaltsangaben einiger Episoden:

Sonnies Vorteil: Eine junge Frau kämpft in der Zukunft mithilfe eines Monsters in der Arena, um sich an ein paar Männern zu rächen, die sie einst überfallen und vergewaltigt hatten.

Die Augenzeugin: Eine junge Frau, die im Sex-Milieu arbeitet, wird Zeugin eines Mordes. Leider hat sie der Täter gesehen und verfolgt sie nun durch die Stadt. 

Seelenfänger: Eine Gruppe Söldner begleitet einen Archäologen in ein Verlies, das einst einem berühmten Unhold gehört haben soll. Und manchmal stimmen die Legenden …

Jenseits des Aquila-Rifts: Eine Raumschiff-Crew erwacht nicht dort, wo sie eigentlich sein sollte. Aber wo sind sie wirklich? Und können Sie ihren Sinnen trauen?

Gute Jagdgründe: Ein Vater bringt seinem Sohn bei, gefährliche Gestaltwandler zu jagen und zu töten. Doch dem Sohn kommen die jungen Frauen gar nicht so gefährlich vor …

Gestaltwandler: Zwei sehr ungewöhnliche US-Soldaten werden im Kampf gegen die Einheimischen auf besondere Art eingesetzt. Bis sie auf einen harten Gegner treffen …

Love Death and Robots: Breit gefächert

Obwohl alle Episoden in Deutschland erst ab 18 Jahren freigegeben sind: Nur manche der 18 Folgen sind wirklich bluttriefend oder sexuell freizügig. Und auch inhaltlich lassen sie sich kaum auf einen Nenner bringen. Einige, wie Gestaltwandler oder Seelenfänger, nutzen sehr eindeutig Horrorelemente für ihre Geschichten. Andere sind dem dystopischen Sci-Fi-Universum von „Blade Runner“ oder „Ghost in the Shell“ zuzuordnen – wie Sonnies Vorteil oder Die Augenzeugin. Und bei einigen stehen auch Kriegsfilme wie „Starship Troopers“ Pate.

Dazu sind die Optiken sehr verschieden. Klassischer Anime-Look wie bei Gute Jagdgründe sind ebenso dabei wie State of the Art-Computergrafik, die von Realfilm kaum noch zu unterscheiden ist, wie etwa bei Jenseits des Aquila-Rifts. Die vielleicht schönste Folge ist dabei Die Augenzeugin, die nicht nur in Sachen Erotik die Nase vorn hat, sondern auch mit einem ganz besonderen Misch-Look aus Comiczeichnung und Computeranimation punkten kann. Dazu gehört sie inhaltlich zu den Highlights für alle, die philosophische Sci-Fi wie die von Philip K. Dick mögen.

Love Death and Robots
Weil sie einen Mord beobachtet hat, ist der Killer nun hinter einer jungen Frau her.

Love Death and Robots: Eine Pointe auf den Punkt

Wenn sich überhaupt eine Gemeinsamkeit zwischen den Episoden finden lässt, dann am ehesten die des gelungenen Twists. In fast allen Folgen passiert entweder etwas Unvorhergesehenes oder die Story kippt im letzten Teil in eine gänzlich andere Richtung als gedacht. Nicht alle davon sind wirklich gut, so ist beispielsweise Seelenfänger alles andere als innovativ. Und auch die trotz Kriegs-Hintergrund eher heimelige Folge Lucky 13 reißt erzählerisch keine Bäume aus. Aber immer wieder finden sich starke Ideen ebenso gut umgesetzt.

Und so könnte letztlich auch eine Folge für jeden Geschmack dabei sein. Vorausgesetzt, der Zuschauer kann sich grundsätzlich für Genre-Kino begeistern. Denn einen Sc-Fi- oder Horror-Hintergrund haben alle Stories aufzuweisen. Wie abwechslungsreich Love Death and Robots tatsächlich ist, merkt man dann am besten, wenn man sich mehrere Episoden hintereinander ansieht. Denn die Reihenfolge ist gut gewählt. Episoden, die sich optisch oder thematisch ähneln, folgen nie aufeinander, sondern halten gebührenden Abstand voneinander.

In manchen der Welten, in die einen die Geschichten führen, würde man gern länger bleiben, andere lassen einen vielleicht kalt. Aber vermutlich würde nicht jeder die gleichen Episoden als Lieblinge bezeichnen, dazu sind die Erzählungen viel zu sehr auch Geschmackssache. Unstrittig ist nur, dass sie handwerklich alle auf gutem Niveau sind und von eher konventionell bis komplett durchgedreht fast alles abdecken, was sich der Fantasy- und Sci-Fi-Fan so vorstellen kann. Und wer sehen möchte, was Computergrafik heute schon kann, muss auch einschalten. Das Konzept von „Black Mirror“ – nur noch viel kürzer.

Fazit:

Für die breite Masse haben David Fincher und Tim Miller Love Death and Robots sicherlich nicht produziert, denn die wenigsten ihrer 18 Kurzfilme sind Mainstream-tauglich. Wer sich aber für Dark Fantasy, Science Fiction und Horror begeistern kann, wird hier garantiert ein paar Episoden finden, die ihm richtig gut gefallen. Wenn er sich denn mit dem Genre Kurzfilm (zwischen sechs und 18 Minuten Länge) grundsätzlich anfreunden kann. Tipps zum Einstieg: Helfende Hand und Die Augenzeugin.

Love Death and Robots startet am 15. März 2019 bei Netflix.

Love Death and Robots
Werwölfe spielen in einer der blutigsten Folgen der Reihe die Hauptrolle.