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Serienkritik: Legion

Der deutsche FOX-Channel schickt am Donnerstag, 9. Februar, um 21:00 eine neue Serie ins Rennen: In „Legion“ lernen wir in der ersten Mutanten-TV-Serie über die Marvel-Charaktere einen der mächtigsten Vertreter seiner Art kennen: David Haller.

Acht Folgen hat die erste Staffel, die hauptsächlich aus der Feder von „Fargo“-Macher Noah Hawley stammt. Und neben ihm sind lauter Experten an Bord: Die Produzenten Bryan Singer, Lauren Shuler Donner, Simon Kinberg und Jeph Loeb kennen sich allesamt gut mit Marvel-Helden aus – kann da wirklich etwas schief gehen?

Die Handlung von Legion

Seit er ein Kind ist, hört David Haller (Dan Stevens) Stimmen in seinem Kopf und um ihn herum passieren seltsame und nicht selten schlimme Dinge. So schlimme Dinge, dass er als Patient mit paranoider Schizophrenie in einer Nervenklinik in Behandlung ist. Dort spricht er regelmäßig mit Freundin Lenny (Aubrey Plaza), wird hin und wieder von Schwester Amy (Katie Aselton) besucht und führt ein ruhiges Leben mit gelegentlichen Visionen von bösen Mächten. 

Doch das ändert sich, als mit Sydney Barrett (Rachel Keller) eine neue Patientin und eine neue Liebe in Davids Leben tritt. Die hübsche Blondine, die panische Angst davor hat, berührt zu werden, setzt eine Reihe von Ereignissen in Bewegung, an deren Ende sich plötzlich in der Obhut der geheimnisvollen Melanie Bird (Jean Smart) wiederfindet, die ihm klarzumachen versucht, dass er kein Verrückter ist – sondern ein äußerst mächtiger Mutant. Und deshalb möchte ihn eine geheime Regierungsorganisation lieber heute als morgen tot sehen. Während David durch Birds Hilfe langsam mehr über seine Vergangenheit und seine Kräfte lernt, ist ihm diese Organisation auf den Fersen …

Unklarer Hintergrund

Die ersten Folgen nutzen zwar das Wort Mutant, geben ansonsten aber keinerlei Auskunft darüber, ob Legion im bekannten Marvel-Mutanten-Universum von FOX spielt oder nicht. Das Mutanten-Team, das Bird um sich geschart hat, besteht nicht aus bekannten Figuren aus Film oder Comics, selbst wenn Syd eine gewisse Ähnlichkeit mit Rogue aufweist. Auch scheint die Serie optisch in den späten 60er Jahren oder frühen 70ern zu spielen, obwohl das explizit nie gesagt wird. Daher würde sie, falls sie im gleichen Universum angesiedelt ist, wohl zwischen „X-Men: First Class“ und „X-Men: Days of Future Past“ gehören. Vermutlich ist David Hallers erster Auftritt aber eher in einem neuen Universum beheimatet, dass mit den Kinofilmen wohl keine Berührung hat.

Langsam erzählt, furios gefilmt

Trotz der kurzen Dauer von acht Folgen lässt sich die Serie Zeit damit, das Kernthema an den Zuschauer zu bringen: Ist David Haller verrückt oder ein Mutant? Oder vielleicht sogar beides? Die ersten Folgen beschäftigen sich zum Großteil mit Rückblenden und fügen langsam ein Bild zusammen, dass immer dunkler und beunruhigender wird. Hier tischt Legion vor allem optisch einiges auf, um das Innenleben Hallers auch dem Publikum vor Augen zu führen: Schnitte, Überblendungen, Effekte  – alles stellt sich in den Dienst dieser Mission. So sorgt die Serie oftmals für ein echtes Feuerwerk und sieht für eine TV-Serie extrem gut aus. Dennoch sind die Szenen nicht nur optisch top, auch die Erzählung, das langsame Eindringen in die Geheimnisse Davids, gelingt auf diese Art außergewöhnlich gut. Die sehr gut besetzten Schauspieler setzen die Story gut und glaubwürdig in Szene, allen voran Dan Stevens als vom Wahnsinn geplagter David. Aber auch von Rachel Keller, die optisch eine Schwester von Brie Larson sein könnte, wird man sicher noch hören.

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Rachel Keller als Syd Barrett. Den Namen wählte Hawley als Verbeugung vor dem gleichnamigen Musiker, der bei Pink Floyd spielte und dessen Musik Hawley als Inspiration für die Serie nutzte.

Comic-Hintergrund

In den Marvel-Comics ist David Haller der Sohn von Charles Xavier, dem Anführer der X-Men. Hier verfügt Legion, wie er als Superheld heißt, über diverse Fähigkeiten und ist ein so genannter Omega-Mutant, also einer der stärksten überhaupt. Jedoch sind seine Fähigkeiten mit jeweils anderen Persönlichkeiten verknüpft, hat eine bestimmte Persönlichkeit die Oberhand, so kann sie nur ihre Mutantenkräfte einsetzen. Insgesamt verfügt David aber über unglaublich viele, unterschiedliche Kräfte und ändert sogar einmal die ganze Historie der X-Men, in dem er seinen Vater vernichtet und so das „Zeitalter der Apokalypse“ heraufbeschwört. Bei der Figur des Legion könnte sich M. Night Shyamalan für seinen neuen Film „Split“ Anregungen geholt haben. 

Fazit:

Die ersten drei Folgen halten den Zuschauer mühelos bei der Stange, auch wenn (noch) so viel gar nicht passiert: Dennoch fesselt die Story, ständig denkt man beim Zusehen darüber nach, was real sein könnte und was nur in Davids Kopf geschieht. Die Mutanten sind zwar allgegenwärtig, die Serie fühlt sich aber überhaupt nicht an wie ein TV-Ausflug der X-Men, dazu sind die Erzählweise und die Optik zu unterschiedlich. Fans der Filme können natürlich trotzdem zusehen, aber Legion wird auch Zuschauer ansprechen, die weniger auf Superhelden und mehr auf unheimliche Storys stehen. Denn in Davids Bewusstsein geht es manchmal ganz schön gruselig zu. Frischer, neuer Zugang zum Mutantenthema, der optisch dauerhaft punkten kann. FOX-Abonnenten sollten sich das nicht entgehen lassen!

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Lenny (Aubrey Plaza) ist Davids beste Freundin – aber existiert sie tatsächlich?