Jessica Jones

Serienkritik: Jessica Jones Staffel 2

Mit „Jessica Jones“ kehrt die Marvelserie von Netflix jetzt mit einer zweiten Staffel zurück, deren Vorgänger brillant Superhelden mit dem Film Noir-Genre verbandelte. Macht die zweite Staffel dort weiter oder schlägt die stets mies gelaunte Detektivin mit Superkräften diesmal einen anderen Weg ein?

Cooler Jazz im Hintergrund, Schlagschatten auf dreckigen Straßen in der Nacht. Jessica Jones zeigte in der ersten Staffel häufig klassische Film Noir-Bilder und war auch inhaltlich eine recht düstere Angelegenheit. Denn Jessicas schmerzhafte Loslösung von ihrem einstigen Peiniger Killgrave wurde von Serienschreiberin Melissa Rosenberg, die in der zweiten Staffel auch als Showrunner agiert, in düsteren Kapiteln erzählt. Wird Staffel 2 da ein wenig heller?

Jessica Jones
Weil Trish an einer Story arbeitet, zwingt sie Jessica, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen.

Jessica Jones Staffel 2: Die Handlung

Jessica Jones (Krysten Ritter) ist nach den Ereignissen in „The Defenders“ wieder als Privatdetektivin unterwegs. Ihre Adoptivschwester Trish Walker (Rachael Taylor) rührt immer wieder an einem Thema, das Jessica eigentlich vergessen möchte: die Phase, in der sie ihre Superkräfte erhielt. Denn für ihre Radio-Talkshow folgt Trish den Spuren einer geheimnisvollen Organisation, die möglicherweise Experimente an Jessica vorgenommen haben, nachdem sie durch den Autounfall, der ihre ganze Familie tötete, als Kind schwer verletzt in die Klinik gebracht wurde.

Obwohl Jessica mit einem Konkurrenten Stress hat und auch ihren früheren Nachbarn Malcolm (Eka Darville) zum Detektiv ausbildet, lässt sie sich von Trish breitschlagen, sich mit ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. Und die ist lange nicht so tot, wie die grüblerische Jessica gedacht hatte. Tatsächlich findet sie bald auch andere Patienten, die mit Kräften ausgestattet wurden. Und einen Killer, der dieses Patienten jagt und tötet. Bald geraten auch Jessica und Trish in die Schusslinie des Killers, der ein wahres Monster zu sein scheint …

Jessica Jones Staffel 2: Helle Bilder, dunkler Plot

Optisch bietet die zweite Staffel der Serie hellere Bilder als der Vorgänger. Der Film Noir-Touch ist fast komplett verschwunden, stattdessen ermittelt Jessica diesmal weitgehend am Tag. Und der New Yorker Sommer ist eben sonnig und hell. Die Story hingegen ist mindestens so düster wie die Geschichte um den Purple Man Killgrave. Denn die Machenschaften, denen Jessica und Trish auf die Spur kommen, sind derart böse und skrupellos, dass auch die zweite Staffel zu den dunkelsten Marvelserien auf Netflix gehört.

Denn Rosenberg schafft es nicht nur, einen Gegner zu etablieren, der Jessica trotz ihrer Kräfte gefährlich werden kann. Sie deckt auch dunkle Flecken in der Vergangenheit anderer Figuren auf. So kommt ein düsteres Geheimnis von Trish zutage, dazu ein aktuelles von Anwältin Jeri Hogarth (Carrie-Ann Moss). Aus diesen drei Erzählsträngen weben die Autoren für die neue Staffel ein dichtes Netz, dass die Handlung ein wenig schneller transportiert als in früheren Marvelserien bei Netflix.

Jessica Jones
Anwältin Jeri Hogarth spielt in Staffel zwei eine größere Rolle.

Jessica Jones Staffel 2: Frauenpower

Außer Malcolm, der aber nur den Part als Gehilfe von Jessica bestreiten darf, und dem neuen Hausmeister Oscar, der Jessica Ärger macht, spielen Männer in den ersten fünf Folgen der neuen Staffel eigentlich keine Rolle. Jessica, Trish, deren schreckliche Mutter (Rebecca DeMornay) und Hogarth sind die Charaktere, die die Handlung voranbringen und die Spannung hochhalten. Mehr Frauenpower als hier hat Marvel bislang noch nicht geboten, weder im TV noch im Kino.

Noch dazu bietet Staffel 2 etwas, das man eigentlich bei Superheldenstorys in der ersten Staffel vermutet: Jessicas Entstehungsgeschichte. Die durchaus berechtigte Frage, wie die harte Detektivin ihre Kräfte erheilt, wurde in Staffel nicht thematisiert, die zweite holt das jetzt nach. Und das tut sie mit nach wie vor großartigen Onelinern, die die Autoren der wunderbaren Krysten Ritter auf den Leib geschrieben haben. Ohne Jessicas derbe Sprüche wäre die Serie nur die Hälfte wert.

Die Wandlung vom Film Noir hin zu konventionelleren Bildern verträgt Staffel 2 gut, weil die Story entsprechend packend ist. Die fünf Folgen (mehr hat Netflix vorab nicht zur Verfügung gestellt) vergehen wie im Flug. Das Erzähltempo zieht im Vergleich zur ersten Staffel an und die ohnehin interessantesten Figuren von dort bekommen in der zweiten Staffel mehr Raum zur Entwicklung. Es sieht ganz danach aus, als können die Serie ihr gutes Niveau halten und den zweiten Platz der Marvel-Netflix-Kooperation hinter „Daredevil“ verteidigen.

Fazit:

Weniger dunkel, aber genauso düster wie die erste Staffel, beschäftigt sich Jessica Jones diesmal mit ihrer eigenen Vergangenheit und der Frage, woher ihre Superkräfte eigentlich kommen. Dazu verpasst Staffel 2 spannenden Nebenfiguren wie Trish und Hogarth mehr Background. Wer die erste Staffel mochte, dürfte sich auch mit der zweiten schnell anfreunden können, Jessica Jones hat nichts verlernt.

Jessica Jones Staffel 2 steht ab dem 8. März 2018 bei Netflix zur Verfügung.

Die Kritik zu Jessica Jones Staffel 3 gibt es hier.

Kritiken zu The PunisherThe Defenders und Iron Fist finden sie hier.

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Bald stellen Jessica und Malcolm fest, dass jemand systematisch mögliche Zeugen beseitigt.