Iron Fist Staffel 2

Serienkritik: Iron Fist Staffel 2

Der erste Auftritt des Martial Arts-Stars von Marvel gilt allgemein als die bisher schwächste Serie, die der Verlag mit Netflix gemeinsam produziert hat. Doch nun steht „Iron Fist Staffel 2“ an. Haben die Macher, mit neuem Showrunner Raven Metzner, aus den Fehlern der ersten Episoden gelernt und aus der kürzeren, zehn Episoden langen zweiten Staffel mehr gemacht? Oder bleibt die Eiserne Faust das Weichei der Marvel-Helden bei Netflix?

Schon bei der Auswahl von Held und Schauspieler runzelten Comic-Experten die Stirn. Der Martial Arts-König der Superhelden wird von Finn Jones gespielt, der keinerlei Erfahrung mit Kampfsport hatte. Dazu kommt die Herkunftsgeschichte des Helden, die sich einfach nicht umsetzen ließ, ohne komplett albern zu wirken. Und schließlich entschieden sich die Macher, Danny Rand alias Iron Fist zum weltfremden Träumer und Hitzkopf zu machen, der so gar nicht zur Comicvorlage passt. Haben sie das in Iron Fist Staffel 2 besser gemacht?

Iron Fist staffel 2
Danny und Colleen geraten in einen Bandenkrieg, der in ihrem Viertel tobt.

Iron Fist Staffel 2: Die Handlung

Wie schon „Luke Cage“ in der zweiten Staffel, nimmt auch Iron Fist Staffel 2 die Ereignisse aus den „Defenders“ nicht auf, sondern erzählt die Story weiter, die in Staffel 1 begann. Und dort schmiedeten Davos (Sascha Dhawan) und Joy Meechum (Jessica Stroup) finstere Pläne gegen Danny Rand. Joy will Rache dafür, dass Danny und ihr Bruder Ward (Tom Pelphrey) ihr verschwiegen haben, dass ihr Vater noch lebt. Und Davos will nichts in der Welt mehr als die Kraft der Iron Fist, die seiner Meinung nach ihm gehören sollte.

Von alldem ahnt Danny nichts, als er versucht, einen Bandenkrieg zwischen zwei chinesischen Triaden zu verhindern. Und auch seine Freundin Colleen (Jessica Henwick), die ihre Karriere als Kampfsport-Trainerin an den Nagel gehängt hat, hat andere Dinge im Kopf, als auf ihren Freund zu achten. Und so kommt es, wie die beiden Verschwörer es geplant haben. Danny Rand droht der Verlust von allem, was ihm in seinem Leben wichtig ist. Möglicherweise spielt die seltsame Frau namens Mary (Alice Eve), die er auf der Straße kennengelernt hat, auch eine Rolle dabei …

Iron Fist Staffel 2: Die Richtung stimmt, aber …

Schon der Auftakt der ersten Folge bietet mehr Action als weite Teil der ersten Staffel. Zudem scheint Danny Rand nun ruhiger, erfahrener und cooler zu sein als zu Beginn seiner Superhelden-Karriere. Mit einer Reduzierung von 13 auf zehn Folgen haben die Macher ebenfalls gut auf die manchmal schlicht zu langen Marvel-Staffeln bei Netflix reagiert. Und das Weitererzählen der Handlung, die in Staffel 1 begann, hat auch bei Luke Cage gut funktioniert und nicht nur eine weitaus bessere zweite Staffel ergeben, sondern im Nachhinein die erste noch besser gemacht.

Ein Kunststück, dass Iron Fist Staffel 2 nur bedingt gelingt. Zwar ist die Action etwas besser, aber die Entscheidung, erneut chinesische Gangs aufeinander los zu lassen, erinnert zu stark an „die Hand“, die eigentlich mit den „Defenders“ begraben wurde. Und mit Davos und Joy haben die Autoren zwei Figuren zu Schurken gemacht, die entweder keine sonderlich glaubhafte, oder keine sonderlich originelle Motivation für ihr Tun haben. Eine enttäuschte Mutter und das Verschweigen unangenehmer Wahrheiten soll solche Folgen haben? Das wäre sicher besser gegangen.

Iron Fist Staffel 2
Hinter Dannys Rücken schmieden Davos und Joy derweil finstere Pläne gegen die Iron Fist.

Iron Fist Staffel 2: Was tun mit Charakteren?

Staffel 2 leidet zudem unter Figuren, mit denen die Autoren nur wenig anfangen können. So ist ihnen zu Colleen Wing offenbar nichts Vernünftiges eingefallen und daher hängt Dannys Freundin in weiten Teilen der Handlung ziemlich in der Luft und hat wenig mehr zu tun, als ab und zu einmal ordentlich hinzulangen. Und Danny ist, wie schon in den Defenders, einmal mehr eher Opfer als Held. Für den machtvollen Martial Arts-Mann bekommt Iron Fist einfach entschieden zu oft auf die Glocke.

Mit Simone Missick alias Misty Knight haben die Autoren immerhin eine spannende Figur aus Luke Cage in die Story geschrieben, die hier mit ihrem neuen Arm und ihrem klugen Verstand auch ordentlich Schwung in die Bude bringt. Dennoch hätten sich die Marvel-Fans natürlich in der zweiten Staffel – und damit möglicherweise letzten Chance dafür – doch das Team-Up mit Luke zu den aus den Comics bekannten „Heroes for Hire“ gewünscht. Hier haben die Macher eine große Möglichkeit liegen lassen. Die Idee, sich die Schurkin „Typhoid Mary“ auszuleihen, die eigentlich zu „Daredevil“ gehört, ist ebenfalls eigentlich gut. Dann darf man sie aber nicht nur auf einen Wesenszug (Schizophrenie) reduzieren, sondern sollte die Power der Figur auch nutzen.

Auch in Iron Fist Staffel 2 merkt man noch immer, dass die Macher nicht wirklich wissen, was sie mit dieser sehr ambivalenten, weil in mehreren Kulturen ansässigen, Figur tun sollten. Und so bekommt der arme Danny weiterhin kein richtiges Profil als Charakter hinter dem Superhelden. Und wenn der Held blass bleibt, können auch interessantere Nebenfiguren wie der noch immer gebeutelte Ward das Ganze nicht retten. Die Action passt, aber dahinter kommt leider wieder deutlich zu wenig spannende Story, um durchgehend zu fesseln.

Fazit:

Iron Fist bleibt auch mit der zweiten Staffel die schwächste Marvel-Serie bei Netflix. Zwar ist eine Steigerung klar erkennbar, aber auch mit den neuen Episoden bekommt der Held nicht mehr Farbe. Bei den Action-Szenen drehen die Macher ein wenig auf, aber die eigentlich spannenden Charaktere der Serie sind nach wie vor andere – und die haben zu wenig Zeit in der Story. Für Danny Rand alias Iron Fist könnte die zweite Staffel also auch die letzte sein. Der Verlust wäre erträglich.

Iron Fist Staffel 2 läuft ab dem 7. September bei Netflix.

Gesehen: 7 von 10 Folgen

Die Kritik zu Iron Fist Staffel 1 finden Sie hier.

Iron Fist Staffel 2
Und was hat es mit der schüchternen Künstlerin Mary auf sich, die Danny kennen lernt? Hat auch sie finstere Pläne?