Black Mirror

Serienkritik: Black Mirror – Staffel 4

Gestartet ist die Anthologie-Serie „Black Mirror“ auf dem britischen Privatsender Channel 4, der allerdings nach zwei Staffeln genug von der düsteren Geschichtensammlung hatte und die Serie nicht weiterverfolgte. Gut für Netflix, dann der Streamingdienst holte sich die Serie und legt nun mit Staffel 4 bereits die zweite eigene vor. Hält Black Mirror das hohe Niveau der vergangenen Staffeln?

Streng genommen sind die neuen Folgen der zweite Teil der dritten Staffel, denn Netflix bestellte eigentlich zwölf Folgen, entschied dann aber, diese in zwei Sechserblöcke aufzuteilen. Staffel vier ist dieser zweite Block. Die Serie, die von Klassikern wie „The Twilight Zone“ (die ebenfalls bald wiederbelebt werden soll) inspiriert ist, lässt den Kreativen fast völlige Freiheit. Die einzige Vorgabe ist ein Blick in die Zukunft, der in technischer oder philosophischer Hinsicht Relevanz haben soll. Können die neuen Folgen das bieten?

Black Mirror
Nur ein kleiner Eingriff bei ArkAngel und schon scheint Saras Leben viel sicherer als vorher.

Black Mirror Staffel 4: Die Handlung

Die sechs neuen Folgen erzählen erneut einzelne Episoden, die keinerlei Bezug zueinander haben.

USS Callister

Programmierer Robert (Jesse Plemons) ist eigentlich nicht nur der technische Chef einer Spielefirma, sondern der heimliche Captain des Sternenschiffes USS Callister. Seine Besatzung sieht die Dinge aber nicht unbedingt so wie er …

ArkAngel

Eine furchtsame Mutter (Rosemarie DeWitt) nutzt die Überwachungstechnik der Firma ArkAngel, um ihre Tochter vor den Gefahren der Welt zu schützen – mit unabsehbaren Folgen …

Crocodile

Ein alter Fehler holt eine erfolgreiche Architektin (Andrea Riseborough) wieder ein. Und beim Versuch, diesen wieder auszubügeln, gerät sie tiefer und tiefer in eine Spirale der Gewalt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint …

Hang the DJ

Die neue Dating-App ist der Hammer: Sie bringt nicht nur Paare zusammen, sie errechnet auch gleich, wie lange diese Paare wohl zusammenbleiben werden, bevor die Liebe erkaltet …

Metalhead

In Schwarz-Weiß-Bildern erleben wir den Überlebenskampf einer Frau, die in ein Land voller mechanischer Haustiere gerät. Und die sind ihr alles andere als wohlgesonnen …

Black Museum

Eine eigene Anthologie: Eine junge Frau kommt in ein seltsames Museum und der Kurator erzählt ihre unheimliche Geschichten zu den einzelnen Ausstellungsstücken …

Black Mirror: Große Bandbreite

Wie schon in den vorherigen Staffeln gelingt es den kreativen Köpfen hinter den einzelnen Folgen erneut, sehr unterschiedliche Storys zu erzählen. So sind viele der Geschichten nicht nur Sci-Fi, sondern beinhalten auch Aspekte anderer Genres. Die wohl beste Folge „USS Callister“ hat neben dem Zukunfts-Szenario noch jede Menge Zutaten einer wunderbaren schwarzen Komödie. Die dunkelste Folge „Crocodile“, die an Filme wie „A Simple Plan“ oder „Fargo“ erinnert, weist deutlich Stilmittel des Psychothrillers auf.

Und mit Jodie Fosters Regiearbeit „ArkAngel“ sind Elemente des klassischen Familiendramas Teil der Handlung. Auch die anderen Folgen weisen jeweils spezifische Ähnlichkeiten mit anderen Genres auf, von denen „Hang the DJ“ am meisten klassischer Science-Fiction zeigt. Dagegen ist „Metalhead“ dem Survival-Horror verpflichtet und „Black Museum“ ist eine eigene Sammlung kurzer Geschichten, also die Serie in klein.

Black Mirror
Auch der USS Callister ist nicht alles so, wie es scheint, dass muss auch das neue Besatzungsmitglied Nanette (Christin Miloti) feststellen.

Black Mirror: Eine für jeden Geschmack

Es ist unwahrscheinlich, dass alle Folgen beim Publikum gleich gut ankommen, dazu sind sie zu unterschiedlich in Inhalt und Qualität. So verschenkt ausgerechnet Jodie Foster eine Menge Sprengkraft ihrer Idee mit recht langatmiger Handlung. Und einem Konflikt, der sich kaum von heutigen unterscheidet. Dabei bliebt die eigentliche Aussage der Episode im Hintergrund und unterhält nur mäßig. Überraschend gut hingegen gelingt die eindeutige Star Trek-Anspielung in USS Callister, wenn sich die Folge auch eher zu einer Alptraum-Version für Trekkies entwickelt. Die Episode ist ist mit 75 Minuten nicht nur die längste der Staffel, sondern auch die beste.

Denn die Wendungen, die die Handlung hier nimmt, sind nicht nur wundervolle Parodien auf die klassische ST:Serie, sondern dreht auch glaubhaft immer wieder in dunkle Gefilde ab. Dazu kommen mit Jesse Plemons und Christin Miloti zwei großartige Hauptdarsteller. Nicht nur für Trekkies ein großer Spaß. 

Dagegen ist „Crocodile“ gar keiner, was die Qualität der Episode nicht mindert. Denn die Geschichte um einen Unfall, der immer weitere Kreise zieht, ist nicht nur von Andrea Riseborough („Battle of the Sexes„) ausgezeichnet gespielt, sondern hat auch Parallelen zu Sam Raimis häufig unterschätztem Kleinod „A Simple Plan“ aus dem Jahr 1998. Auch darin geht es um eine kleine Handlung, die wie ein Stein, den man in einen See wirft, immer weitere Kreise zieht. Böse, dunkel und konsequent erzählt Regisseur John Hillcoat („The Road„) diesen Plot zu Ende.

Fazit:

Die sechs neuen Folgen der innovativen Anthologie-Serie können in Qualität und Anspruch durchaus mit ihren Vorgängern konkurrieren. Zwar ist nicht mehr jede Idee wirklich frisch – auch in der Science-Fiction gibt es nicht unendlich viele davon – aber alle sind zumindest ansehnlich erzählt und umgesetzt. Und ein paar echte Highlights sind auch dabei. Wer Science-Fiction und Kurzgeschichten mag, der ist die perfekte Zielgruppe für Black Mirror – auch in Staffel vier.

Black Mirror – Staffel vier ist ab dem 29. Dezember 2019 auf Netflix zu sehen.

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Black Mirror
Mias Leben gerät durch einen alten Fehler komplett aus der Bahn.