Three Billboards

Filmkritik: Three Billboards outside …

Mit „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ bringt Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh seinen ersten Film nach fünf Jahren in die Kinos. Und der ist nach diversen Siegen bei den Golden Globes und anderen Awards nun auch für sieben Oscars nominiert. Zurecht?

 Halb Ire, halb Brite, aber ein ganzes Script-Genie. Mit dem Drehbuch zu Three Billboards hat sich der ohnehin eher als Autor denn als Regisseur auffällige Martin McDonagh endgültig in den Olymp Hollywoods geschrieben. Warum der Film bereits jetzt zu den Besten des noch jungen Jahres gehört und jeden einzelnen seiner bereits erreichten und noch folgenden Preise absolut verdient hat, erfahren Sie hier.

Three Billboards
Mildred ist wütend auf die Welt – und lässt sie das auch spüren.

Three Billboards: Die Handlung

Seit sieben Monaten ist Angela Hayes jetzt tot. Sie wurde ganz in der Nähe ihres Zuhauses am Straßenrand vergewaltigt und ermordet, vom Täter fehlt noch immer jede Spur. Während der Rest der kleinen Ortschaft Ebbing seinen Frieden damit gemacht hat, ist Angelas Mutter Mildred (Frances McDormand) noch immer so wütend wie am ersten Tag. Weil sie die Untätigkeit der örtlichen Polizei nicht mehr aushält, mietet sie drei heruntergekommene Werbetafeln an der Straße und beklebt sie mit sehr eindeutigen Meinungsäußerungen, was die Qualität der Arbeit von Chief Willoughby (Woody Harrelson, „Schloss aus Glas„) und seinen Männern angeht.

Damit tritt die zornige und verbitterte Frau eine ganze Lawine von Ereignissen los, in deren Verlauf nicht nur ihr eigenes Leben großen Veränderungen unterworfen ist. Sondern auch der rassistische Hilfssheriff Dixon (Sam Rockwell), Willoughby, Mildreds Ex-Mann Charlie (John Hawkes) und viele weitere Einwohner Ebbings mit Dingen konfrontiert werden, die keiner hatte kommen sehen. Bald ist nichts mehr so, wie es einmal war im beschaulichen Ebbing …

Three Billboards: Gute Story, brillant erzählt

Das Besondere an McDonaghs Film ist sicher nicht die Handlung. Die ist zwar gut und glaubhaft, aber nicht gänzlich neu. Die Art, wie der Autor und Regisseur sie erzählt, hingegen schon. Denn so vielschichtige Figuren gab es auf der Leinwand in der Menge schon lange nicht mehr zu sehen. Die wütende Mutter. Der verständnisvolle, aber leicht tumbe Sheriff. Der wirklich dumme und dazu noch rassistische Hilfssheriff. Und die Liste ließe sich noch fortsetzen. Schon nach zehn Minuten weiß der Zuschauer vermeintlich ganz genau, was er von welchem Charakter zu halten hat. Und dann beginnt McDonagh ganz genüsslich mit der völligen Demontage dieses Wissens.

Und nach einer Stunde muss auch der letzte Zuschauer zugeben, dass er zu Beginn mit seiner Analyse doch nicht so ganz richtig lag. Dabei nutzt McDonagh aber nicht etwa unlautere Tricks und enthält dem Publikum gezielt Wissen vor. Stattdessen zeigt er einfach nur, zu was die vielschichtigen Charaktere so alles in der Lage sind – und wie schnell man sich im ersten Urteil doch täuschen kann. Das ist natürlich nicht allein sein Verdienst.

Three Billboards
Cop Dixon und Mildred werden in diesem Leben scheinbar keine Freunde mehr.

Three Billboards: Schauspieler auf der Höhe

So ist Frances McDormand erwartungsgemäß für den Oscar als beste weibliche Hauptrolle nominiert und eigentlich führt kein Weg an ihr vorbei. Sie spielt die waidwunde, zähe Mildred mit derart viel Würde und Kraft, dass es fast unmöglich ist, sie nicht auf ihrem Rachefeldzug zu begleiten – mit dem Herzen. Dass sich Sam Rockwell und Woody Harrelson um den gleichen Goldjungen – beste männliche Nebenrolle – streiten müssen, ist fast schade, denn verdient haben sie ihn beide.

Sowohl Rockwell, der einem durch und durch jämmerlichen Charakter ebenfalls eine gewisse Würde verleiht, als auch Harrelson, der dem Zuschauer die vielleicht größten emotionalen Momente beschert, bleiben dem Publikum garantiert auch nach Verlassen des Kinos noch im Sinn. Und das tun sie im Verbund mit einem der besten Drehbücher der vergangenen Jahre.

Denn McDonagh greift sich ein Thema, dass man eigentlich nur als tiefschwarzes Drama erzählen kann. Und schafft es tatsächlich, passenden, galligen und meist hochgradig unkorrekten Humor einfließen zu lassen. Und so ist Three Billboards trotz der dunklen Story immer wieder auch von hellen Momenten durchzogen. Dazu seziert McDonagh seine Figuren nur genau so weit, wie es für seine Geschichte nötig ist und lässt andere Facetten unbeleuchtet. So bringt er in knapp zwei Stunden nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch einige Nebencharaktere, die manchmal nur eine Szene haben, durch ihre Glaubhaftigkeit und Echtheit zum Leuchten. Wenn dieses Script den Oscar nicht bekommt, wäre das eine echte Enttäuschung.

Fazit:

Hier trifft eigentlich nur das so oft überstrapazierte Wort Meisterwerk den Kern der Sache. Schauspieler, Story, Dialoge, Kamera, Musik, Emotionen – es passt einfach alles zusammen und fügt sich zu einem Film, denn man so schnell nicht wieder vergisst. Eine Gefühls-Achterbahn mit einer erzählerischen Wucht, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Wer auch nur ein wenig abseits der typischen Blockbuster wandelt, darf Three Billboards auf keinen Fall verpassen.

Three Billboards outside Ebbing, Missouri startet am 25. Januar in den deutschen Kinos.

Three billboards
Cheif Willoughby sieht vieles entspannter und macht sich auch mal einen schönen Tag mit Gattin (Abbie Cornish).