The Knight before Christmas

Filmkritik: The Knight before Christmas

Kann eine Filmidee aus einem Wortspiel entstehen? Beim neuen Netflix-Weihnachtsfilm „The Knight before Christmas“ könnte man das glatt denken. Die schon vierte Produktion zum Fest 2019 – und noch nicht die letzte – soll erneut den Schleier von Liebe und Harmonie über die Zuschauer legen und so richtig Weihnachtsstimmung verbreiten. Schafft sie das? Und hat sie dazu sogar eine Story, die man sich ansehen kann? Das klärt die Kritik.

Hin und wieder merkt der Netflix-Kunde deutlich, dass die Streaming-Plattform ihren Ursprung in den USA hat. Denn wie die berühmt-berüchtige Produktionsstätte Hallmark haut auch Netflix in jedem Jahr ab November die härtesten Schmachtfetzen raus, die sich ein Weihnachtsmuffel nur vorstellen kann. Aber das sind ja auch hierzulande eher wenige. Für die große Zahl der Weihnachtsfan könnte The Knight before Christmas also etwas sein, um in Stimmung zu kommen – oder etwa nicht?

The Knight Before Christmas
Ein echter Ritter in einer Kleinstadt in Ohio des Jahres 2019? Da staunt nicht nur Lehrerin Brooke.

The Knight before Christmas: Die Handlung

England im Jahr 1335. Der junge Ritter Sir Cole (Josh Whitehouse) begegnet bei einer Jagd tief im Wald einer alten Frau, die ihn zu seinen ritterlichen Tugenden befragt. Und ihn auf eine Quest schickt, um seine wahre Bestimmung zu finden. Dass ihn diese Quest allerdings in die USA des Jahres 2019 und direkt vor das Auto der Lehrerin Brooke (Vanessa Hudgens) führen wurde, damit hat Cole nicht gerechnet. Die junge Frau lebt seit dem Ende ihrer letzten Beziehung allein und hat eigentlich mit der Liebe abgeschlossen.

Doch der edle Ritter, der sich zu Beginn doch sehr unbeholfen durch eine ihm fremde Zeit bewegt, rührt ihr Herz. Weil sie zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgeht, dass sich sein Rittertick durch den Unfall gebildet hat und wieder verschwinden wird, nimmt sie ihn aus Mitleid bei sich auf. Aber schon sehr bald beweist Cole mit ungeahntem Können, dass möglicherweise an seiner verrückten Geschichte doch etwas dran sein könnte. Und Brookes Mitleid verwandelt sich langsam in ein ganz anderes Gefühl …

The Knight before Christmas: Emotionen mit der groben Kelle

Dieser Film unterscheidet sich nur unwesentlich von anderen Produktionen wie „Weihnachten in der Wildnis“. Hier geht es weder um eine interessante oder gar spannende Handlung, noch um halbwegs glaubhafte Charaktere. Damit dürften aber auch nur die wenigsten Zuschauer rechnen, die sich bei Netflix dafür entscheiden. Denn The Knight before Christmas setzt alles daran, sein Publikum, wenn nötig mit dem Holzhammer, in weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Ob das gelingt, ist vor allem eine Geschmackssache.

Das fängt bei Vanessa Hudgens an. Nachdem die damals 18-jährige zum klinisch reinen Sauber-Girl in „High School Musical“ wurde, versuchte die Schauspielerin, sich mit ernsthafteren oder abgründigeren Rollen neu zu positionieren. Diese Gedanken scheint sie nun aufgegeben zu haben, denn The Knight before Christmas sieht die inzwischen 31-jährige erneut als klassische Disney-Prinzessin. Obwohl sie den Film selbst produziertem, darf sie hier nur wenig mehr als permanent in die Kamera lächeln. 

The Knight Before Christmas
Sondern auch Brookes Schwester samt Mann, Tochter und Hund.

The Knight before Christmas: Schönes Paar, mehr nicht

Auch Josh Whitehouse, international noch ein eher unbeschriebenes Blatt, hat außer nett zu lächeln wenig zu tun. Was allerdings beide Darsteller nicht davon abhält, aus den arg limitierten Anforderungen noch das Beste zu machen. Als Paar funktionieren Whitehouse und Hudgens daher auch recht gut. Leider fällt dem Drehbuch nicht das Geringste ein, um im Publikum auch nur die leisesten Zweifel darüber zu wecken, wie diese Geschichte wohl ausgeht. So ein klein wenig Spannung hätte dem Film aber ganz sicher nicht geschadet.

Ebenso wenig wie ein paar mehr Anpassungsschwierigkeiten des mittelalterlichen Ritters in der Jetztzeit. Aber der tapfere Cole steckt auch die größten Kulturschocks mit einem Schulterzucken weg und kann sogar nach einmal Zusehen schon Autofahren. Hier verschenkt der Film am meisten Potenzial, denn da haben andere Zeitreise-Filme deutlich besser demonstriert, wie lustig ein aus der Zeit gerissener Protagonist mit ihm unbekannten Technologien interagieren kann – oder eben nicht. 

Dazu kann sich der Film auch tricktechnisch nicht mit Ruhm bekleckern und wirkt auch durch die wenigen Schauplätze der Handlung recht billig. Daher ist letztlich die Entscheidung auch einfach, ob man sich The Knight before Christmas ansehen sollte oder nicht. Wem gnadenlos hart verbreitete Weihnachtsstimmung genügt und wem schon beim Anblick eines Weihnachtsbaums die Tränen kommen, der ist hier richtig. wer auch in der Adventszeit höhere Ansprüche an einen Film hat, fährt mit dem wunderbaren „Klaus“ oder dem letztjährigen „The Christmas Chronicles“ deutlich besser.

Fazit:

Obwohl The Knight before Christmas minimal besser ist als Weihnachten in der Wildnis, setzt Regisseurin Monika Mitchell auf das gleiche Pferd: viel Kitsch und Zuckerguss und wenig Handlung. Daran ändern auch die durchaus spielfreudigen Hauptdarsteller Vanessa Hudgens und Josh Whitehouse nichts. Für Zuschauer mit einem Faible für wohlig-harmlosen Weihnachtszauber bringt der Film alles mit, was man sich nur wünschen kann. Wer auch nur ein wenig Spannung und Unvorhersehbarkeit erwartet, wird hier nicht glücklich.

The Knight before Christmas läuft ab 21. November 2019 bei Netflix.

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The Knight Before Christmas
Ob die beiden am Ende ein Paar werden, diese Frage erzeugt hier keine große Spannung.