The Greatest Showman

Filmkritik: The Greatest Showman

Jedes Jahr ein Musical? Nachdem Anfang 2017 „La La Land“ in die deutschen Kinos kam, ist nun „The Greatest Showman“ an der Reihe. Hugh Jackman tanzt und singt sich als P.T. Barnum, Erfinder des modernen Zirkus, durch den Film. Sollten sich das auch Zuschauer ansehen, die keine ausgewiesenen Musical-Fans sind?

Wer ihn vor einigen Jahren bei der Oscar-Verleihung gesehen hat, der weiß: Hugh Jackman, den meisten Kinofans nur als „Logan“ bekannt, ist ein ausgebildeter Musical-Darsteller. „Les Miserables„-Fans wissen das bereits, nun können sich auch andere Jackman-Fans vom Können ihres Stars überzeugen. Aber sollten sie? Bietet The Greatest Showman mehr als einen gut aufgelegten Jackman?

The Greatest Showman
Mit der Liebe seines Lebens an seiner Seite, riskiert Barnum alles für seinen Traum.

The Greatest Showman: Die Handlung

Der kleine Phineas Tayloer (P.T.) Barnum wächst im frühen 19. Jahrhundert in ärmlichen Verhältnissen und arbeitet als Gehilfe seines Vaters, der sich als Schneider verdingt. Als der stirbt, muss PT allein klarkommen. Doch trotz vieler Entbehrungen gibt er nicht auf und kann nicht nur das Herz seiner Jugendliebe Charity (Michelle Williams) gewinnen. Als Barnums (Hugh Jackman) Arbeitgeber pleite geht, riskiert der geborene Showman alles und eröffnet ein Kuriositätenkabinett.

Doch das floppt, da sich, wie seine Töchter sagen, nichts bewegt. So sucht Barnum nach lebenden Ausstellungsstücken und überzeugt einen Kleinwüchsigen, eine Frau mit Bart und viele andere Freaks, mit ihm gemeinsam auf der Bühne zu stehen und das Publikum zu begeistern. Die Show wird ein Riesenerfolg und so kann Barnum nicht nur den reichen Kaufmannssohn Philipp (Zac Efron) zum Einstieg als Teilhaber bewegen, sondern findet auch die Trapezkünstlerin Ann (Zendaya). Doch Barnums Hunger nach Erfolg ist damit noch lange nicht gestillt …

The Greatest Showman: Waschechtes Musical

Falls noch jemand zweifelt, obwohl der den Trailer gesehen hat: The Greatest Showman ist zu 100 Prozent, ohne wenn und aber, ein Musical. Hier wird mindestens so viel gesungen und getanzt wie gesprochen. Und mit der historischen Korrektheit nimmt es Regisseur Michael Gracey in seinem Debut auch nicht so genau. Stattdessen präsentiert er dem Publikum die häufig erfundene Lebensgeschichte des Zirkuserfinders mit schmissigen Musiknummern, ein wenig Pathos und Kitsch und ein paar Schulweisheiten.

Denn Gracey will offensichtlich eher unterhalten als bilden, und daher ist The Greatest Showman auch ein reines Bilderspektakel mit nur wenig Tiefgang geworden. Das kann man dem Film zwar vorwerfen, wie es Teile der US-Presse auch getan haben, muss man aber nicht. Denn seit jeher stehen Musicals nicht unbedingt im Ruf, gesellschaftlich heiße Eisen tiefsinnig aufzugreifen, auch Klassiker wie „West Side Story“ nutzten solche Themen meist nur für eine Romeo und Julia-Variation – und selbst La La Land ist eher eine Verbeugung vor den großen Musicals der 50er als eine knallharte Hollywood-Kritik.

The Greatest Showman
Auch der reiche Philipp verfällt dem Zauber der Manege – und dem von Trapezkünstlerin Ann.

The Greatest Showman: Spiel- und Lebensfreude

Nein, Tiefe kann man dem Film tatsächlich nicht unterstellen, dafür interessiert er sich auch deutlich zu wenig für Fakten oder Charaktere abseits der Hauptfigur. Allerdings fegt er ohne diesen Ballast auch durch seine gut 100 Minuten lange Story, ohne dem Zuschauer eine Pause zu geben. Von guter Musicalnummer zu toller Musicalnummer und zurück, das sind die Stationen, an denen Gracey und Jackman offenkundig mehr gelegen hat als an einem kritischen Blick aufs Showbusiness.

Jackman ist dabei der unumstrittene und alles überstrahlende Star. Ob eine großartige Tanz- und Gesangsnummer mit Zac Efron, der damit viele Jahre nach seinem Highschool-Musical-Debut mal wieder singt und tanzt. Oder ein Auftritt in der Arena mit dem gesamten Cast des Films. Bis auf eine gelungene Szene zwischen Efron und Zendaya und ein Solo von Rebecca Ferguson ist Jackman bei jeder Showeinlage dabei – und beherrscht sie. Und versprüht damit nicht nur seinen Charme, sondern als The Greatest Showman eben auch eine Menge Lebensfreude.

Dazu kommt die tolle Arbeit von Kameramann Seamus McGarvey („Life“) und dem Team für Ausstattung und Kostüme, die mit schrillbunten und extrem dynamischen Bildern aus der Biographie vom P. T. Barnum fast einen Fantasyfilm machen, so märchenhaft wirken die Szenen, in denen sich der Zirkus als „larger than life“ präsentiert. Dazu haben die Musicalkomponisten Pasek and Paul durchgehend hörbare und manchmal sogar richtig tolle Songs geschrieben, die fast alle sofort ins Ohr gehen.

Fazit:

Fans von Historienschinken sollten The Greatest Showman eher meiden, wer aber auf Musik und Tanz steht und 100 Minuten Spaß genießen will, der ist bei diesem Film genau richtig. Tolle Bilder, gute Songs, herausragend gesungen und gespielt. Als klassisches Musical funktioniert The Greatest Showman ausgezeichnet. Wer etwas anderes erwartet, könnte aber enttäuscht sein, denn anprangern oder analysieren will dieser Film nicht – sondern nur unterhalten. Und das tut er – charmant und schmissig. 

The Greatest Showman startet am 4. Januar 2018 in den deutschen Kinos.

The Greatest Showman
Als Barnum kostspielig die schwedische Sängerin Jenny Lind (Rebecca Ferguson) auf US-Bühnen bringt, ist nicht nur seine Firma in Gefahr.