Someone Great

Filmkritik: Someone Great

Rom-Coms liegen derzeit voll im Beuteschema von Video-Stream-Portal Netflix. Doch „Someone Great“ unterscheidet von den anderen Filmen, die Netflix in den vergangenen Monaten in ihr Programm aufgenommen hat. Zwar geht es auch hier um Liebe, aber Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Kaytin Robinson erzählt in ihrem bittersüßen Film von einer frischen Trennung und ihren Folgen. Dazu spielen hier keine Teenager die Hauptrollen, sondern Endzwanziger. Wie gut ist die filmische Reise durch New York geworden?

Bislang schien Netflix in SachenRom-Com eher auf Teenie-Romanzen zu bauen als auf etwas ältere Semester. Filme wie „The Perfect Date“ oder „Sierra Burgess is a Loser“ waren deutlich auf eine Kernzielgruppe unterhalb von 20 abgezielt. Doch mit Someone Great verändert Netflix diese Prämisse ein wenig, denn hier geht es um deutlich erwachsenere Themen. Zudem vermittelt der Film auch nie das Gefühl, hier könnte sich alles in Wohlgefallen auflösen, was an Problemen auftaucht. Ist die neue Rom-Com gelungen?

Someone Great
Die junge Jenny ist beruflich am Ziel ihrer Träume – muss dafür aber einen anderen möglicherweise aufgeben.

Someone Great: Die Handlung

Schon seit vielen Jahren sind Jenny (Gina Rodriguez, „Jane the Virgin“) und Nate (Lakeith Stanfield, „Get Out“) ein Paar. Doch als Jenny nach langem Kampf endlich den begehrten Job beim Rolling Stone-Magazine angeboten bekommt, muss sie deshalb nach San Francisco umsiedeln. Für ihre beiden besten Freundinnen Blair (Britanny Snow, „Pitch Perfect“) und Erin (DeWanda Wise, „She’s Gotta Have It“) ist das ein harter Schlag, für die Beziehung mit Nate bedeutet es aber das Ende. Nach einer Nacht voller Gespräche trennt er sich von Jenny.

Die ist zwar am Boden zerstört, will mit ihren Freundinnen aber trotzdem noch Spaß haben, bevor sie auf die andere Seite des Landes fliegen muss. Und so zieht das Trio los, um aus dem Tag so viel wie möglich herauszuholen. Das schließt Alkohol ebenso ein wie Drogen und Sex. Und doch kommt Jenny in Gedanken nie von Nate los, erinnert sich immer wieder an Schlüsselmomente ihrer Liebe. Kann sie wirklich loslassen und alles verlassen, was ihr wichtig ist? Oder entscheidet sich Jenny doch noch für Freunde und ihre große Liebe?

Someone Great: Gutes Script und gute Schauspieler

Im Mittelpunkt der Story steht Jenny. Und die spielt Gina Rodriguez so impulsiv, niedlich und wild, dass sie den Film mit ihrer Präsenz mühelos trägt. Aber auch ihre Freundinnen Erin und Blair, die beide einen Nebenplot bekommen, werden von Snow und Wise sehr überzeugend verkörpert. Das ist einer der Gründe, warum es wirklich Spaß macht, das Freundinnen-Trio auf einen wüsten Trip durch den Big Apple zu begleiten. Allerdings gebührt auch Autorin und Regisseurin Robinson ein Lob für ihren Job, weniger für die Inszenierung, aber umso mehr für das gute Drehbuch.

Denn mit nur wenigen Sätzen erzählt sie verschiedene Geschichten, die zusammen ein stimmiges Bild der Altersklasse Endzwanziger ergeben. So lebt Blair schon lange in einer Beziehung, die sie insgeheim infrage stellt. Und Erin liebt eine Frau, kann sich aber einfach nicht dazu durchringen, sich und ihr das einzugestehen. Auch diese beiden Storylines bringt Robinson, wie die von Jenny, zu einem befriedigenden und glaubhaften Ende, ohne sie dabei jemals in Kitsch oder zu großen Emotionen zu ertränken. 

Someone Great
Weil Freund Nate New York nicht verlasen will, trennt er sich von Jenny. Und die will nun mit ihren beiden besten Freundinnen nochmal so richtig einen draufmachen.

Someone Great: Schön erzählte Love-Story

Und so wirkt Someone Great im Vergleich zu den vorherigen Rom-Coms bei Netflix nicht nur ein ganzes Stück erwachsener, sondern lässt sich auch in Sachen Finale nicht in die Karten sehen. Wie sich Jenny nun wirklich entscheidet, dass bleibt auch für den Zuschauer bis zuletzt offen und ist nicht schon nach fünf Minuten klar, wie in den meisten Teenie-Rom-Coms bei Netflix. Das sorgt für einen Spannungsbogen, den dieses Genre nicht immer bieten kann. Was auch daran liegt, dass Robinson die Love-Story zwischen Nate und Jenny erst nach und nach erzählt.

Zwar sind Rückblenden nun wahrlich kein neues filmisches Mittel dazu, aber die Regisseurin baut ihre geschickt in die Handlung ein, in dem Jenny an bestimmten Orten oder durch bestimmter Musik an ihre Vergangenheit erinnert wird. Das fügt sich sehr homogen in den Film und wirkt nie gewollt oder aufgesetzt. Und Gina Rodriguez spielt die zerrissene Figur so überzeugend, dass der Zuschauer nicht umhin kann, sich emotional mit ihr zu verbinden. Weil sie dabei durchaus immer wieder Dummheiten macht, wirkt die Story nur umso glaubhafter.

So hält Robinson ihr Publikum über die knapp 90 Minuten Spieldauer gut bei der Stange, weil eine der drei Frauen immer irgendetwas Interessantes oder Spannendes erlebt. Und die zentrale Liebesgeschichte zwischen Jenny und Nate genauso alltäglich wie zauberhaft ist. Die Balance zwischen Realismus und Wunschdenken hält die Regisseurin und Autorin durch ihre guten Monologe, Dialoge und Szenen sehr sicher. Und liefert so zwar einen federleichten, aber nie flachen Film ab. Vor allem weiblichen Zuschauern könnte dieses Hohelied auf Frauenfreundschaft gefallen.

Fazit:

Waren die vorherigen Rom-Coms bei Netflix zwar niedlich, aber insgesamt doch eher belanglos, gelingt es Jennifer Kaytin Robinson mit ihrem Regiedebüt Someone Great nach eigenem Script, ohne viel Handlung ein Bild einer Generation zu entwerfen, dass recht gut funktioniert. Das hat sie neben ihren starken Darstellerinnen auch ihren eigenen ausgezeichneten Texten zu verdanken. Denn vor allem die bittersüße Love-Story, der Kern des Films, lässt beim Publikum eigene Emotionen entstehen. Ganz klar eine der besseren Netflix-Produktionen des Jahres 2019.

Someone Great startet am 19. April bei Netflix.

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Aber kann Jenny Nate und ihre Stadt und Freunde tatsächlich hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen?