Skyscraper

Filmkritik: Skyscraper

Mit „Skyscraper“ will Dwayne „The Rock“ Johnson einen weiteren Schritt zum größten Actionhelden des neuen Jahrtausends machen. Dafür tritt der Ex-Wrestler in seinem Hochhaus-Actioner in die großen Fußstapfen von Bruce Willis, der mit „Stirb Langsam“ in einem der besten Actionfilme aller Zeiten spielte. Kann Johnson da mithalten?

Genre-Mixes erfreuen sich in jüngster Zeit großer Beliebtheit. Horrorfilme, die auch Arthaus sind wie „Hereditary“, Western, die auch aktuelles Rassendrama sind wie „Hostiles“. Da wollte offenbar auch Regisseur und Drehbuchautor Rawson Marshall Thurber nicht länger warten und präsentiert mit Skyscraper einen Actionknaller, den US-Kritiker nicht zu Unrecht als „Stirb langsam im Flammenden Inferno“ genannt haben, da er mindestens zur Hälfte auch Katastrophenfilm ist. Aber wer nur diese beiden Vorbilder sieht, springt hier zu kurz.

Skyscraper
Zhao gibt Will ein Tablet, mit dem er das gesamte Gebäude steuern kann – und das bringt Will und seine Familie in höchste Gefahr.

Skyscraper: Die Handlung

Vor zehn Jahren hatte Will Sawyer (Dwayne Johnson) Glück im Unglück. Als bei einer Geiselrettung etwas schief lief, verlor der Ex-FBI-Agent einen Unterschenkel, überlebte aber – und lernte im Krankenhaus die Ärztin Sara (Neve Campbell) kennen – seine jetzige Frau, mit der er zwei Kinder hat. Sein neuer Job lässt den eigentlich abgrebrühten Experten nervös werden: Der Milliardär Zho (Chin Han, „The Dark Knight“) hat in Hongkong mit „The Pearl“ den höchsten Wolkenkratzer der Welt gebaut – und Will soll die Sicherheit des Gebäudes checken.

Gemeinsam mit seiner Familie reist er nach Hongkong, trifft dort seinen Ex-Kollegen Ben (Pablo Schreiber, „American Gods“), der für Zhao arbeitet und macht dann seinen Job – er präsentiert seine Ergebnisse, für die er den Bau sechs Monate lang überprüft hat. Doch bald läuft der Besuch aus dem Ruder: Seltsame Männer dringen in das Gebäude ein, während Will gerade am anderen Ende der Stadt ist. Als The Pearl anfängt zu brennen, muss Will unbedingt wieder hinein, um seine Familie zu retten, die sich neben dem Feuer auch noch mit skrupellosen Gangstern herumschlagen muss …

Skyscraper: Viele Verbeugungen

Eines vorweg: Mit dem meisterhaften, ersten Stirb langsam kann sich Skyscraper nicht messen – aber das will er auch gar nicht. Denn die Story ist bei weitem nicht so intelligent und überraschend wie in John McTiernans Meisterwerk des Actionkinos. Stattdessen hatte Drehbuchschreiber Thurber offenbar im Sinn, sich vor möglichst vielen Action-Meilensteinen zu verbeugen. Und das tut er mit sichtlichem Spaß an der Sache. So zeigt Johnson beispielsweise wie einst „McGyver“, was man mit Klebeband alles machen kann, wenn es drauf ankommt.

Dazu kopiert Thurber in seinem Finale die Schlüsselszene aus Bruce Lees „Der Mann mit der Todeskralle“ und würzt ein wenig mit „Phantom Commando“ nach. Findige Zuschauer finden sicher noch weitere Anspielungen auf Klassiker des Genres („Point Break“, True Lies“ und viele mehr), denn an Skyscraper ist in Sachen Handlung so gut wie nichts originell oder neu. Und trotzdem macht er beim Zusehen eine Menge Spaß. Das liegt zum einen an der hinreißenden Übertreibung, mit dem Thurber seinen Star von einer unmöglichen Situation in die nächste hetzt. Und ihn 105 Minuten nicht zur Ruhe kommen lässt. Aber auch am prachtvollen Set.

Skyscraper
Kann Will seine Frau Sara und die Kinder aus dem brennenden Gebäude retten?

Skyscraper: Haus als Hauptfigur

Denn The Pearl, das gigantische Hochhaus, hat Set-Designer Jonathan Alan Abbott mit seinem Team derart brillant entworfen, dass es fast den Status eines zusätzlichen Charakters im Film bekommt. Ob es die Windturbinen sind, die den Koloss mit Strom versorgen oder der mächtige Park mit Wasserfällen, der sich über mehrere Stockwerke zieht – das Auge mag sich kaum satt sehen an den tollen Optiken, die Skyscraper dem Publikum präsentiert. Neben dem Haus können aber auch die meisten anderen „Figuren des Films überzeugen.

Denn es macht Laune, mit dem sympathischen Dwayne Johnson mitzufiebern, wenn er die absurdesten Stunts hinlegt, um Frau und Kinder zu retten. Neve Campbell als Mrs. The Rock darf aber ebenfalls erstaunlich tough sein und ist alles andere als das zarte Frauchen, das gerettet werden muss. Und der Däne Roland Møller („Atomic Blonde“) gibt die Schmalspur-Version von Jack Gruber mit genug grimmigen Grimassen und bösen Kommentaren, um als Fiesling zu glänzen.

Natürlich ist Skyscraper reinstes Popcorn-Kino ohne irgendeinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit, Realität oder charakterlichem Tiefgang. Sondern einfach nur ein Actionkracher, der in fast jeder Szene ein kleines Stück übertreibt und seine Helden so stets irgendwo zwischen Staunen und Lächerlichkeit hält. Aber das tut er sehr charmant.

Fazit:

Kaum Handlung, kein Tiefgang, aber eine Menge Spaß, wenn man sich genau darauf einlässt – das ist Skyscraper. Mit diesem Film zementiert Johnson nicht nur seinen Status als Actionstar und Kassenmagnet der 2010er Jahre, sondern dürfte auch einen weiteren Hit für sich verbuchen. Nicht ganz so gelungen wie „Jumanj“, aber deutlich besser als „San Andreas“, „Rampage“ und „Baywatch“, dürfte Skyscraper seinen Platz in den Jahrescharts finden. Und mit tollen Bildern und gutem 3D ist das auch nicht ganz unverdient.

Skyscraper startet am 12. Juli 2018 in den deutschen Kinos.

Skyscraper
Einfach mal abhängen – für Will im Kampf gegen die Zeit keine Option.