Shaft

Filmkritik: Shaft

Als cooler, schwarzer Detektiv „Shaft“ war Richard Roundtree 1971 zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen und drehte 1972 und 1973 noch zwei Sequels. Im Jahr 2000 übernahm Samuel L. Jackson die Rolle und trat gegen einen rassistischen Christian Bale an. 2019 geht Shaft nun in die dritte Generation, denn neben Rondtree und Jackson ist Jessie Usher als John Shaft III. dabei. Kann der neue Film überzeugen oder ist die Zeit des harten Macho-Detektivs ein für alle Mal vorbei?

 In den USA konnte Shaft das Kinopublikum nicht überzeugen – gerade einmal 17 Millionen Dollar brachte das neue Abenteuer des harten Detektivs ein. Und das ist nur etwa die Hälfte der Produktionskosten. Daher nahm Warner das Angebot von Netflix an, den Film weltweit exklusiv an den Streaming-Dienst zu vergeben und so vermutlich die Kosten wieder hereinzuholen. Ist der Film wirklich schlecht oder gab es andere Gründe für den Kinoflop und Netflix-Kunden können sich auf einen guten Actionkracher freuen?

Shaft
Drei Shaft-Generationen plus Freundin des jüngsten Familienmitglieds: Mehr Testosteron geht nicht!

Shaft: Die Handlung

Shaft (Samuel L. Jackson) und seine Freundin Maya (Regina Hall) werden von einem Killertrupp überfallen, während sie im Auto vor der roten Ampel warten. Zwar kann der Detektiv die bösen Jungs töten, aber Maya hat hinten im Wagen einen guten Grund, Shaft deswegen zu verlassen: den gemeinsamen Sohn John Shaft Jr.. 25 Jahre später ist aus JJ (Jessie Usher) ein FBI-Analyst geworden, der mit seinem Vater nie Kontakt hatte, abgesehen von extrem unpassenden Geburtstagsgeschenken. Doch dann geschieht ein Verbrechen.

JJs bester Freund wird mit einer Überdosis tot aufgefunden. Doch weder er noch die gemeinsame Freundin Sasha (Alexandra Shipp) glauben daran. Nachdem JJs eigene Ermittlungsversuche kläglich scheitern, sucht er seinen Vater auf, um ihn um Hilfe bei dem Fall zu bitten. Der wendet zwar sehr zum Entsetzen seines Sohnes gleich haufenweise illegale Methoden an, um an Informationen zu kommen, aber er hat Erfolg. Und die Spur weist auf einen Mann, der vor 25 Jahren schon Shafts Tod wollte – den Drogenboss Gordito (Isaach de Bankolé) …

Shaft: Maue Action, laue Story

Coole Sprüche, harte Action und viel Geballer: Shaft atmet den Geist der 80er und 90er-Jahre Actionkracher wie „Lethal  Weapon“ oder „Bad Boys“. Allerdings muss er sich hinter diesen Actionfeuerwerken mit seinem TV-Film-Look und seinen wenig originellen Shoot-Outs klar verstecken.Viel mehr als eine typische Schießerei mit Schuss und Gegenschuss der Kamera hat Regisseur Tim Story hier nicht zu bieten. Der Regisseur, der vor allem durch die beiden „Fantastic Four“-Filme für Constantin Film bekannt ist, zeigt den ganzen Film über wenig Innovation.

Das allein wäre schon ein Grund, diesen Shaft ruhig auszulassen, aber es kommt noch schlimmer. Auch die Krimistory des Films ist derart lustlos und durchschaubar zusammengezimmert, dass auch ein Zehnjähriger ohne Mühe nach einer halben Stunde den weiteren Handlungsverlauf vorhersagen könnte. Ein Klischee ans nächste zu hängen, ergibt noch keinen guten Film, das ist eigentlich hinlänglich bekannt. Und die schablonenhaft geschriebenen Figuren tun ein Übriges, um Shaft wie eine Folge „Starsky und Hutch“ wirken zu lassen, einschließlich des Humors.

Shaft
Wein, Weib und Gesang: Shaft hat klare Vorstellungen von Spaß.

Shaft: Humor aus der Steinzeit

Denn was sich die Autoren Kenya Barris und Alex Barnow hier für ein Weltbild zeichnen, könnte man höchstens dann durchgehen lassen, wenn Shaft deutlich sichtbar als Parodie gemeint gewesen wäre. Das ist aber ziemlich sicher nicht der Fall. Zwar lässt sich nicht behaupten, dass keine Ponte im Film sitzen würde. Wie Shaft einen allzu neugierigen Hotelgast abwimmelt oder den neuen potenziellen Lover seiner Ex-Freundin abcheckt, hat schon komisches Potenzial. Aber was an Gags über das neue Jahrtausend, Frauen und Schwule abgelassen wird, ist derart reaktionär, dass es wirklich nicht mehr lustig ist.

So erwachen beispielsweise Sashas Gefühle für JJ in dem Moment, als er in einem Restaurant drei Gangster abknallt – mit jedem Schuss schießt ihr mehr Lust ins Gesicht. Dazu kommen Sprüche über Shafts großes Gemächt, dem die Frauen – und zwar alle Frauen! – einfach nicht widerstehen können. So wirkt der Film oft optisch wie inhaltlich wie ein typisches Hip-Hop-Musikvideo – und nicht wie ein Film über einen schwarzen, toughen Typen, der die weiße Oberschicht aufmischt, wie noch in den 70ern. Lediglich das Macho-Gehabe ist geblieben.

Wenn sich Shaft darüber lustig macht, dass sich sein Sohn bei Frauen entschuldigt oder auf seine Manieren achtet, mag das für ein bestimmtes Klientel in den USA möglicherweise witzig sein. Politisch unkorrekt genug ist das Ganze, allerdings auf eine sehr unangenehme Art. Natürlich muss man das alles nicht zu hoch hängen, ist ja schließlich nur eine harmlose Action-Komödie, oder? Das kann man so sehen. Allerdings wird aus Shaft selbst dann noch kein guter Film. Dafür reicht ein Samuel L. Jackson in Spiellaune einfach nicht aus.

Fazit:

In den US-Kinos völlig zurecht gefloppt, ist der neue Shaft ist bestenfalls durchschnittliches Actionkino mit einem langweiligen Plot und einem Humor, der irgendwo aus den tiefsten 70ern zu stammen scheint. Und ein sehr unerfreuliches Frauenbild und Null Toleranz gegenüber modernen und und politisch korrekten Umgangsformen und Ansichten propagiert. Und selbst wenn man das bei einer als reine Unterhaltung gedachten Action-Komödie vielleicht nicht auf die Goldwaage legen sollte, bleibt Shaft dennoch langweilig und vorhersehbar.

Shaft startet am 28. Juni 2019 bei Netflix.

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Die Shafts machen bei Gangstern keine Gefangenen.