Robin Hood

Filmkritik: Robin Hood

Ob es den berühmten räuberischen Kämpfer für das Gute wirklich gegeben hat, darüber streiten seit Jahrhunderten die Gelehrten. Das hat Filmemacher aber nie davon abgehalten, die Geschichte des tapferen Bogenschützen „Robin Hood“ auf die Leinwand zu bringen. In der neuesten Version greift Taron Egerton zu Kapuze und Pfeilen und will das Volk von Nottingham vor dem gierigen Sheriff retten. Sollten die Zuschauer sich das ansehen?

Ob Errol Flynn, Lex Barker oder Kevin Costner – viele Stars haben seit dem ersten Film aus dem Jahr 1908 schon den berühmten Freiheitskämpfer Robin Hood verkörpert. Meist kämpfte der Held gegen die Machenschaften von Prinz John. Oder dem fiesen Sheriff von Nottingham, der das Volk auspresst und die Steuergelder veruntreut. Das ist auch im neuen Film von Otto Bathurst, der bislang hauptsächlich fürs britische Fernsehen gearbeitet hat, nicht anders. Lohnt sich der Kinobesuch trotzdem?

Robin Hood
Eigentlich möchte Robin endlich seine geliebte Marian heiraten, doch ein Kreuzzug zwingt ihn, sie zu verlassen.

Robin Hood: Die Handlung

Der junge Adlige Robin von Loxley (Taron Egerton, („Kingsmen“) hat alles, was man sich nur wünschen kann. Reichlich Geld, Einfluss und mit Marian (Eve Hewson) eine Frau, in die der unsterblich verliebt ist und die er bald heiraten will. Doch dann sorgt der Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) dafür, dass Robin mit auf den dritten Kreuzzug ins Heilige Land gehen muss. Dort erlebt er viele gefährliche Abenteuer, kehrt aber – auch durch die Hilfe des Sarazenen Jayha, genannt John (Jamie Foxx) nach Jahren zurück in die Heimat.

Doch in Nottingham hat sich viel verändert. Das Volk blutet unter dem unbarmherzigen Knüppel des Sheriffs, der jede Münze aus ihm presst. Und Marian hat in dem Irrglauben, Robin sei gefallen, einen Mann namens Will Scarlet (Jamie Dornan) geheiratet und bricht Robin so noch einmal das Herz. Doch der junge Kämpfer beschließt, der Ungerechtigkeit nicht tatenlos zuzusehen, lässt sich von John trainieren und tritt schließlich als maskierter Bandit in Erscheinung, der den Reichen das Gold stiehlt, um den Armen zu helfen …

Robin Hood: Im Wald wenig Neues

Über die Jahrzehnte gab es schon viele verschiedene Robins. Mal war er bereits ein alter Mann (Sean Connery in „Robin und Marian“), mal hatte er noch gar nicht als Held begonnen (Russell Crowe in „Robin Hood“ 2010). Und doch bleibt die Story im Kern immer gleich. Die bislang weitgehend unbekannten Drehbuchautoren Ben Chandler und David James Kelly ließen sich aber am stärksten von der Kevin Costner-Version von 1991 inspirieren. Denn auch hier gab es mit Morgan Freeman einen Sarazenen als Helden – und Szenen von den Kreuzzügen zu sehen.

An den Costner-Film mit dem vielleicht besten Sheriff von Nottingham überhaupt (Alan Rickman) und dem häufig vorhandenen ironischen Augenzwinkern kommt die Neuauflage aber bei weitem nicht heran. Denn der Story fehlt es an Originalität, den Darstellern an Esprit und dem ganzen Projekt eine emotionale Tiefe. Stattdessen beschränkt sich Bathurst auf einige gelungene Actionsequenzen, die zwar letztlich unglaubwürdig sind, aber immerhin gut aussehen. Mehr ist für Robin Hood-Fans hier aber nicht zu holen.

Robin Hood
Im Heiligen Land schließt Robin Freundschaft mit dem Sarazenen John und kehrt mit ihm zurück nach England.

Robin Hood: Als Reihe geplant?

Die Schauspieler trifft daran noch am wenigsten Schuld. Egerton lässt wie immer seinen jungenhaften Charme spielen und verkörpert den scheinbar dekadenten Adligen, der mit dem Sheriff Freundschaft schließt, durchaus ansehnlich. Jamie Foxx wirkt hingegen merkwürdig lustlos als Little John. Und auch Ben Mendelsohn bekommt nur wenig mehr zu tun, als Grimassen zu ziehen und sein Volk zu beschimpfen. Dazu bleiben Eve Hewson als unterbeschäftigte Marian und der in seinen bisherigen Kinorollen ebenso glücklose Jamie Dornan nur Staffage.

In keinem Moment gelingt es Robin Hood, dem Publikum eine emotionale Reaktion zu entlocken. Zu vorhersehbar, zu einfallslos erzählt Bathurst hier die Story des englischen Volkshelden. Dazu schielen Bathurst und sein kreatives Team allzu offensichtlich auf eine Fortsetzung. Und erlauben dem Publikum deshalb auch kein befriedigendes Ende. Der Zuschauer wird nur mit einem halben Schluss aus dem Saal geschickt. So ist Robin Hood von 2019 gleichzeitig die modernste Version der bekannten Geschichte – und eine der schwächsten.

Denn nur in wenigen Szenen wie dem Moment, in dem der Sheriff Robin seine Kindheitsgeheimnisse anvertraut, hat der Film so viel Tiefe, dass sich das Zuschauen lohnt. Den Rest der Zeit wirkt er wie ein schnell geschnittenes Videospiel ohne jede emotionale Ansprache und nur wenigen halbwegs witzigen Szenen. In den USA floppte der Film bereits, sodass dem Zuschauer wohl zumindest weitere Abenteuer dieses Robin Hoods erspart bleiben. Hier haben Regie und Drehbuch das Projekt Hand in Hand in den Sand gesetzt.

Fazit:

Wer als 12-jähriger zum ersten Mal einen modernen Abenteuerfilm im Kino sieht, der könnte mit Robin Hood möglicherweise seinen Spaß haben. Denn für ihn sind die gelungenen Actionsequenzen neu und die fehlende Emotion und Tiefe der Figuren vielleicht noch nicht so wichtig. Der große Rest der Zuschauer wird sich in Robin Hood aber weitgehend langweilen, denn im Vergleich zu den anderen Verfilmungen aus den letzten 30 Jahren wie dem „König der Diebe“ hat der neue nur sehr wenig zu bieten.

Robin Hood startet am 10. Januar 2019 in den deutschen Kinos.

Robin Hood
Doch dort presst der Sheriff dem Volk viel zu hohe Steuern ab. Robin beschließt daher, ihn als maskierter Rächer zu bekämpfen, während er sich als Adliger mit ihm anfreundet.