Otherhood

Filmkritik: Otherhood

Was kommt dabei heraus, wenn mit Cindy Chupack eine Autorin von „Sex and the City“ und „Modern Family“ ihr Regiedebüt mit der Verfilmung eines Romans gibt? Das können Dramedy-Fans jetzt bei Netflix herausfinden. Die Story um drei Mütter vom Lande, die ihre erwachsenen Söhne in Manhattan mit einem Besuch überraschen, hat Schupack auch in Drehbuchform gebracht. Lässt sich das Ergebnis sehen? Oder sollte man um „Otherhood“ lieber einen Bogen machen?

Beziehungskomödien gehören noch immer zu den wichtigsten Genres in Hollywood. Jedes Jahr sind in Kino und TV diverse Geschichten vom Suchen und Finden des oder der Richtigen zu sehen. Aber meistens geht es um die große Liebe und den Partner fürs Leben. Nur selten suchen sich Autoren auch andere Stoffe, wie beispielsweise „Wie der Vater …“, in dem es um das schwierige Verhältnis einer Tochter zu ihrem Vater geht. Auch Chupack suchte sich für ihr Debüt einen Mütter-Söhne-Konflikt als Thema. Hat das funktioniert?

Otherhood
Sohn Daniel ist am Boden – doch Gillian hat zunächst nur reichlich schlechte Tipps für ihn.

Otherhood: Die Handlung

Karol (Angela Bassett), Gillian (Patricia Arquette) und Helen (Felicity Huffman) sind sauer. Während ihre erwachsenen Söhne in Manhattan leben und ihre Karrieren verfolgen, sitzen ihre Mütter im ländliche  Poughkeepsie – und die Herren Söhne haben zum Muttertag nicht einmal angerufen! Kurzentschlossen springen die drei Frauen ins Auto und fahren in den Big Apple, um ihre Kinder zu überraschen und eine Entschuldigung einzufordern. Doch das läuft gar nicht so, wie sich die drei Mütter das gedacht hatten.

Bei Helen und ihrem schwulen Sohn Paul (Jake Lacy) fliegen wegen diverser Themen bald die Fetzen. Karol quartiert sich ein paar Tage bei ihrem Sohn Matt (Sinqua Walls) ein und muss feststellen, dass er nicht nur bei einem Erotikmagazin arbeitet, sondern selbst auch eine sehr zweifelhafte Einstellung zu Frauen entwickelt hat. Und Gillian findet ihren Sohn Daniel (Jake Hoffman) nach der frischen Trennung von seiner Langzeitfreundin in einem miserablen Zustand vor – und hat viele schlachte Ideen, wie sie ihm helfen könnte …

Otherhood: Starkes Trio

Das Wortspiel des Titels hat sich Chupack allein ausgedacht, denn der Roman dazu heißt „Whatever makes you happy“. Abgeleitet von Motherhood (Mutterschaft) soll der Titel die Entfremdung der Mütter von ihren Söhnen aufzeigen – für ein deutsches Publikum nicht so einfach zu verstehen. Zudem musste der Film verschoben werden. Eigentlich für April geplant, zog Netflix den Film aufgrund der Anklage gegen Huffman wegen Bestechung des Collages der Tochter in den August zurück. Kein optimaler Beginn also.

Dem Film merkt man das aber nicht an. Was vor allem an der Spielfreude der drei Grand Dammes Bassett, Huffman und Arquette liegt. Die verwitwete Karol, die noch immer nicht mit dem Tod ihres Mannes abgeschlossen hat. Die eitle Helen, bei er sich alles nur um sie selbst dreht. Und die schräge Gillian, die hyperaktiv um das Wohl aller ihrer Lieben bemüht ist. Sie werden von den drei tollen Schauspielerinnen glaubhaft zum Leben erweckt. Das ist allerdings auch schon das beste an Otherhood.

Otherhood
Karol lässt sich in Manhattan einen frischen Look verpassen – und überrascht damit nicht nur ihren Sohn.

Otherhood: Viel Gerede, wenig Emotion

An Dialogen mangelt es dem Film wahrlich nicht, fast durchgehend reden zwei oder mehr Figuren miteinander – oder aneinander vorbei. Wer allerdings die Pointiertheit von Sex and the City erwartet, wird enttäuscht. Hier ergießt sich meist nur ein Schwall Plattitüden über den Zuschauer, witzig auf den Punkt sind hier nur wenige Szenen. Und manche sind auch überhaupt nicht witzig gemeint, denn als reine Komödie geht Otherhood ohnehin nicht durch. Die Dramedy setzt ganz bewusst auch ernste Momente in ihrem Plot. Und die funktionieren oft besser als die lustigen.

Leider bewegt sich Chupack auch immer wieder gefährlich nah am Kitsch, wenn die drei Frauen etwa unter einem Baum zusammentreffen, der auf drei Stammresten steht. Oder ein Baby plötzlich eine wichtige Rolle spielt. Hier fehlt der gallige Humor, der den Zuckerguss von der Story absprengen könnte – und dem Zuschauer dann auch deutlich mehr Spaß machen würde. Denn die ganzen großen und kleinen Dramen in den drei Familien sind alles andere als neu oder besonders aufregend. Richtig stark ist der Film meist nur dann, wenn die drei Diven gemeinsam zu sehen sind.

Denn dann fliegen die Bälle zumindest manchmal sehr schön hin und her. Insgesamt ist das aber zu alten der Fall, um das Publikum auf 100 Minuten durchgehend gut zu unterhalten. Empfehlenswert ist Otherhood vor allem für Mütter erwachsener Kinder, die vieles von dem, was sie da sehen, sicher gut nachfühlen können. Und daher auch eher emotional angesprochen werden als ein jüngeres Publikum. Was auch daran liegt, dass außer den Müttern hier fast alle anderen Figuren blass bleiben.

Fazit:

 Ein par gute Gags, ein paar rührende Momente und ein wenig Kitsch – viel mehr hat Otherhood von Cindy Chupack leider nicht zu bieten. Das reicht für 100 Minuten halbwegs gute Unterhaltung, aber nicht für einen bleibenden Eindruck. Trotz guter Darsteller Wie Angela Bassett oder Patricia Arquette bleibt die Story zu oft in Klischees und wenig interessanten Dramen stecken, um wirklich zu begeistern. Für zwischendurch oder als großer Fan von Familiengeschichten kann man aber ruhig einschalten.

Otherhood startet am 2. August 2019 bei Netflix.

Otherhood
Durch ein paar unangenehme Wahrheiten gerät sogar die Freundschaft der drei Mütter in Gefahr.