Maria Stuart

Filmkritik: Maria Stuart, Königin von Schottland

Wer sich zur Schulzeit bereits mit Schillers gleichnamigem Drama auseinander gesetzt hat, der kennt die Geschichte von „Maria Stuart“ – und auch das Ende. Überraschende Twists dürfen die Zuschauer also bei der neuen Verfilmung nicht erwarten. Ist die Adaption mit Saoirse Ronan und Margot Robbie als Maria und Elizabeth dennoch sehenswert?

Während sich Englands „unsterblicher Barde“ William Shakespeare ausgiebig mit den ehemaligen Königen seines Landes beschäftigte, er schrieb insgesamt elf Dramen über sie, kamen die englischen Königinnen erst in den vergangenen Jahren im Kino zu größerem Ruhm. So wurden die beiden Filme mit Cate Blanchett als Elizabeth zu Erfolgen bei Publikum und Kritik. Und die spielt auch in der Verfilmung des Lebens ihrer schottischen Monarchen-Kollegin eine wichtige Nebenrolle. Was erwartet die Zuschauer bei Maria Stuart, Königin von Schottland?

Maria Stuart
Schön, gebildet und klug: Die junge Königin Maria Stuart macht vielen Angst.

Maria Stuart: Die Handlung

1561 kehrt die gerade 18-jährige, aber bereits verwitwete Maria (Saoirse, gesprochen Sörscha, Ronan) aus Frankreich zurück nach Schottland. Dort sitzt ihr Halbbruder James (James McArdle) an ihrer statt auf dem Thron, räumt ihn aber bereitwillig für die wahre Erbin. Von da an strebt Maria eine freundschaftliche Verbindung zu ihrer Cousine Elizabeth I., an, die in England Königin ist. Doch ein von Maria gewünschtes Treffen der beiden Frauen kommt nicht zustande. Stattdessen treffen immer wieder Botschaften aus dem Süden ein, mit teils unerfreulichem Inhalt.

Elizabeths Berater William Cecil (Guy Pearce) macht der jungen englischen Königin immer wieder bewusst, dass Maria ebenfalls ein Anrecht auf den britischen Thron hätte und schmiedet Pläne, diese Gefahr auszuschalten. So schlägt er eine arrangierte Heirat mit einem englischen Adligen vor und macht weitere Versuche, Maria in ihrem eigenen Land zu diskreditieren. Dazu kommen fanatische Prediger wie John Knox (David Tennant), die Maria als Katholikin als Gefahr für die schottischen Protestanten sehen und Lügen verbreiten …

Maria Stuart: Nicht nur ein Historienfilm

An der Oberfläche ist Maria Stuart ein Historienfilm. Prächtige Kostüme des 16. Jahrhunderts fehlen ebenso wenig wie dunkle Burgen und prächtige Paläste. Viel mehr als durch seine Optik ist der Film jedoch durch seine Figuren geprägt. Und durch sie bemüht sich Regisseurin Josie Rourke, bislang hauptsächlich durch Inszenierungen am Theater bekannt, um einen anderen Kontext. Für Rourke ist es spannender, der Frage nachzugehen, wie die von Männern dominierte Welt mit den zwei klugen und mächtigen Frauen umgeht. Mit einem Wort: übel.

Sowohl in Marias als auch in Elizabeths engstem Gefolge finden sich Männer, denen eine Frau als Herrscher ein Dorn im Auge ist. Und die deshalb sogar mit einem Feind gemeinsame Sache machen würden, um die verhasste Königin loszuwerden und einen König zu etablieren. So zeigt Rourke das diplomatische Pflaster für Maria und Elizabeth als Gebiet voller Tretminen, in dem ein falscher Schritt genügt, um Position und vielleicht sogar Leben zu verlieren. Und als Tummelbecken für ambitionierte junge Adlige, die um die Herzen ihrer Königinnen buhlen.

Maria Stuart
Auch William Cecil fürchtet Machtansprüche aus Schottland gegen seine Königin Elizabeth.

Maria Stuart: Starke Frauen

Wie unterschiedlich die beiden Frauen mit den gleichen Problemen umgehen, ist ein Kernthema des Films. Denn während Elizabeth als eiserne Jungfrau in die Geschichte eingehen wird, die sich keinen Ehemann nimmt, hat Maria gleiche mehrere Gatten und einem davon verdankt sie den Sohn und Thronfolger James. Dass Drehbuchautor Beau Willimon vorher einige Jahre Showrunner von „House of Cards“ war, merkt man dem Film durchgehend ebenso an wie die Theaterherkunft der Regisseurin.

Denn die Story rankt sich fast ausschließlich um die verschiedenen Interessensgruppen, die sich um beide Throne bemühen. Und dabei nicht vor rabiaten Methoden zurückschrecken, allerdings auch die feine Klinge der Intrige beherrschen. Rorke inszeniert das weitgehend kammerspielartig und präsentiert ihre stärksten Bilder immer dann, wenn sie wenig Platz hat. Wenn sie beispielsweise beide Königinnen letztlich doch noch gegenübertreten, gehört das zu den auch optisch eindrucksvollsten Momenten.

Dabei schlägt sich vor allem Ronan als junge Maria Stuart großartig und ist absolut sehenswert. Die junge Frau, deren Lebenswillen sie letztlich selbiges kostet, verkörpert sie perfekt. Ähnlich stark ist aber auch Margot Robbie, die nach „I, Tonya“ nochmals eindrucksvoll zeigt, wie hässlich ein guter Maskenbildner eine eigentlich außergewöhnlich schöne Frau schminken kann. Und die die bittere Aussage des Films deutlich transportiert: Um als Frau eine Machtposition zu behalten, darfst du eigentlich keine sein.

Fazit:

Halb opulentes Historienkino, halb Theaterstück: Maria Stuart, Königin von Schottland zeigt zwei Gesichter. Die sind aber beide gelungen, auch wenn die intimen Momente zwischen Figuren deutlich stärker sind als die Schlachtszenen. Dass sich der Kinobesuch für Cineasten lohnt, liegt aber auch an zwei herausragenden Schauspielerinnen, die das Publikum emotional erreichen und das ganze Drama so auf mehreren Ebenen nachvollziehbar machen.

Maria Stuart, Königin von Schottland startet am 17. Januar 2019 in den deutschen Kinos.

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