La La Land
Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling)

Filmkritik: La La Land

Alte Filme, alter Jazz, Musicalnummern: Kann 2017 ein Film wie „La La Land“ noch Zuschauer begeistern? Gibt es ein Publikum für eine spröde Liebesgeschichte zwischen zwei klassischen Verlierern, die nicht bereit sind, ihre Träume aufzugeben? Das kann man nur hoffen!

Bereits seit Wochen wird La La Land als Oscar-Favorit gehandelt: Damien Chazelle (Regisseur von „Whiplash“) gilt als wahrscheinlicher Gewinner bei Drehbuch und Regie, Emma Stone ist im Rennen um den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle. Das ist einerseits erstaunlich, da die einzelnen Teile des Films alles andere als angesagt sind. Andererseits ist es konsequent, weil die Teil so gut zusammenpassen. Denn La La Land ist bestes, zeitloses Hollywood-Kino.

La La Land: Die Handlung

Die Schauspielerin Mia hat kein leichtes Leben in Los Angeles: Sie arbeitet in einem Café als Bedienung, um sich ihren Traum, einmal eine Rolle zu erhalten, leisten zu können. Doch bei jedem Vorsprechen wird sie unterbrochen, ignoriert oder gar nicht erst angehört. Der Musiker Sebastian ist ein echter Dickkopf: Statt mit seinem Talent als Pianist Geld zu verdienen, bleibt er stur bei seinem Traum, eine traditionelle Jazz-Bar zu eröffnen und hält sich mit Jobs gerade so über Wasser.

Als sich Mia und Sebastian das erste Mal begegnen, kommt es lediglich zum Austausch von Unfreundlichkeiten. Beim zweiten Mal verzaubert Sebastian Mia mit seinem Spiel – und weist sie danach brüsk ab. Beim dritten Mal rächt sich Mia an ihm, als er auf einer Party in einer 80er Jahre-Kapelle spielt, um Geld zu verdienen. Und dieses Mal sprechen sie tatsächlich miteinander, was in einer wundervollen Musicalnummer auf den Hügeln über der Stadt endet. Ihre Gefühle füreinander wachsen vorsichtig, bis sie schließlich ein Paar werden. Aber können ihre Träume überleben, während sie sich auf den anderen einlassen? Und wird ihr gemeinsamer Traum in der harten Realität bestehen?


 Hommage ans alte Hollywood

Für den Spagat, den der Regisseur hier versucht, hätte man weniger talentierte Kreative wahrscheinlich verlacht: Klassische Musicalnummern wie in „Ein Amerikaner in Paris“ oder „Du sollst mein Glücksstern sein“ und Verbeugungen vor „Casablanca“ und „Denn sie wissen nicht, was sie tun…“ wechseln sich mit modernen Dialogen und Stilmitteln ab. Eigentlich kann so ein Projekt auf dem Papier nicht funktionieren – und doch hebt es bereits in der Eingangssequenz auf einem völlig überfüllten Highway ab – und kommt bis zum Ende gute zwei Stunden später nicht wieder herunter. Das liegt auch am Duo Ryan Gosling und Emma Stone, die sich die Seele aus dem Leib spielen, wobei der stoische Sebastian sicher schwieriger zum Leben zu erwecken war als die emotionale Mia. Sie sind das Rückgrat des Films und sorgen dafür, dass man jede kleine Geste, jeden Blick, aufmerksam verfolgt, um nur ja nichts zu verpassen, was da zwischen den beiden knistert.

Perfektes Teamwork

Aber La La Land ist ein Gesamtkunstwerk und das bedeutet: Hier stimmt alles. Chazelle treibt seinen Kameramann zu unglaublichen Leistungen, denn der fängt so ziemlich jede Stimmung ein, die die großen Musicalvorbilder auch erschufen: Licht, Blickwinkel, Filter, Bewegung – alles hat hier einen Sinn. Kostüme, Sets, Farben – nichts davon wirkt zufällig, alles ist auffällig und doch ordnet sich alles der Geschichte unter. Und die ist gleichzeitig völlig banal – zwei Menschen verlieben sich ineinander – und völlig zauberhaft. Denn die Art, in der Chazelle sie erzählt, ist so zeitlos wie die großen Klassiker Hollywoods. Nicht umsonst prangt an Mias Wand ein großes Bild von Ingrid Bergman in Casablanca. Der oft gebrauchte Begriff der Kino-Magie: Hier hat er seine Berechtigung.

Es mag daran liegen, dass Chazelle das Drehbuch selbst geschrieben hat, denn er liebt seine Figuren und tut alles, um deren Gefühlsleben auf den Zuschauer zu übertragen – mit Erfolg. So wirken die Muscialnummern nie deplatziert oder übertrieben, sie fügen sich so homogen in den Film wie ein Dialog oder ein Blick. Und beweisen eindrucksvoll, dass es keine ausgeklügelte Geschichte braucht, um das Publikum zwei Stunden in seinen Bann zu schlagen: Glaubhafte Figuren und die richtige Mischung aus Realität und Traum reichen völlig. Wenn man überhaupt etwas kritisieren will: Die Musicalnummern erreichen nie die Perfektion ihrer Vorbilder aus den 50ern und wer Jazz nicht erträgt, hat auch ein paar harte Minuten. Mehr lässt sich aber beim besten Willen nicht finden.

Fazit

Das Kinojahr 2017 fängt gut an: La La Land ist einer der schönsten und innovativsten Liebesfilme der vergangenen Jahre und rührt an, ohne je kitschig oder aufgesetzt zu werden. Der recht junge Regisseur Damien Chazelle umschifft jede Klippe wie ein alter Seebär und hält seinen Film fest auf Kurs. Mia und Sebastian könnten einmal so groß werden wie Ilsa und Rick. Eine Oscarverleihung ohne einen Goldenen Jungen für diesen Film ist eigentlich nicht vorstellbar. Echte Kinofans kommen an La La Land nicht vorbei.

La La Land startet am 12. Januar in den deutschen Kinos.