Kalte Füße

Filmkritik: Kalte Füße

Wenn aus einem Einbrecher ein Krankenpfleger wird, kann das eine gute Komödie werden? Heiner Lauterbach, Emilio Sakraya und Sonja Gerhardt versuchen mit dieser Ausgangsidee ihr Glück in der deutschen Komödie „Kalte Füße“, die am 10. Januar in die Kinos kommt. Gibt es da auch wirklich etwas zu lachen?

Verwechslungskomödien haben eine lange Tradition. Schon in den 50er schuf Billy Wilder mit „Manche mögen’s heiß“ die wohl beste Variante davon, in dem er Tony Curtis und Jack Lemmon als Frauen verkleidet durch die USA reisen ließ. Die deutschen Beiträge wie „Charley’s Tante“ haben zwar auch einen guten Ruf im Nachkriegs-Film, hinken im Vergleich mit den USA qualitativ aber doch etwas hinterher. Kann Kalte Füße hier ein wenig aufholen?

Kalte Füße
Gangster Adam will von Denis das Geld zurück, das er ihm schuldet, und schlägt einen Einbruch vor.

Kalte Füße: Die Handlung

Der Kleinkriminelle Denis (Emilio Sakraya) schuldet den falschen Leuten Geld, weil er einen Deal versaut hat. Und Rene (Alexander Czerwinski) und dessen Boss Adam (Aleksandar Jovanovic) kennen bei Schulden kein Pardon. Also schnappen sie sich den jungen Mann und fahren ihn zu einem einsam gelegenen Haus des reichen Raimund (Heiner Lauterbach), der nach den Informationen der Gangster wegen eines Schlaganfalls im Krankenhaus liegt. Das Anwesen soll also menschenleer sein.

Doch Denis hat die Rechnung ohne das moderne Gesundheitssystem gemacht. Hausbesitzer Raimund ist bereits daheim und wenig später trifft auch dessen Enkelin Charlotte (Sonja Gerhardt) ein, eine Polizistin in Ausbildung. Denis kann nicht rechtzeitig fliehen und wähnt sich nun schon im Knast. Doch Charlotte hält ihn irrtümlich für den bestellten Krankenpfleger, der sich von nun an um Opa Raimund kümmern soll. Damit er nicht verhaftet wird, geht Denis auf das Spiel ein und mimt den Helfer. Doch das ist viel schwerer, als der junge Mann gedacht hat …

Kalte Füße: Völlig vorhersehbar

Drei Menschen, die komplizierte Verbindungen untereinander haben, eingeschneit in einem einsamen Haus – das ist nicht die schlechteste Ausgangslage für eine vergnügliche Komödie. Falls dem Drehbuchautor denn genug originelle Ideen einfallen, um das Ganze nicht in vorhersehbaren Witzen voller Klischees untergehen zu lassen. Leider ist das Script von Christof Ritter exakt das geworden. Spätestens nach zehn Minuten weiß das ganze Kino, was die nächsten 80 Minuten noch passiert und wie der Film ausgeht.

Da das aber auf viele Komödien, ob deutsch oder international, gleichermaßen zutrifft, muss das ja noch nichts Schlimmes sein. Wenn dem Autoren stattdessen ein paar wirklich witzige Momente gelingen, die man so nicht kommen sieht. Auch da herrscht bei Kalte Füße aber Ebbe. Ritter tischt dem Publikum dafür reichlich abgeschmackte Witze von festgefrorenen Penissen und Eiszapfen aus Urin auf, die aus dem ansonsten recht harmlosen Spaß auch noch unangenehm herausragen. Die wahre Perle des Films hingegen vernachlässigen Autor und Regisseur Wolfgang Groos.

Kalte Füße
Doch das Haus ist nicht so leer wie angenommen. Schlaganfall-Opfer Raimund ist wieder da – und hat echt miese Laune.

Kalte Füße: Warum nicht britisch?

Denn Heiner Lauterbach hat als griesgrämiger Misanthrop, der zwar nicht sprechen und nicht laufen kann, seine Miesepetrigkeit und seine Gemeinheiten aber dennoch unters Volk bringt, stets die Lacher auf seiner Seite und verfügt auch über das nötige Timing, um seine grunzenden Pointen gut zu setzen. Und im Ansatz lassen Groos und Ritter das auch zu, etwa wenn Raimund sich bis an den heimischen Waffenschrank gekämpft hat und nun den falschen Krankenpfleger endlich über den Haufen schießen will. Oder er Denis beim Baden fast ersäuft, indem er ihn unter Wasser drückt.

In solchen Szenen blitzt kurz auf, wie schön britisch-schwarz diese Komödie hätte werden können. Und wie wunderbar sie dank Lauterbach dann auch funktioniert hätte. Aber offenbar hatten die Macher nicht den Mut, diesem Pfad bis zu seinem Ende zu folgen und zogen es vor, eine locker-leichte, aber meist auch sehr harmlose Story zu erzählen, deren Love-Story ebenso wenig überraschend kommt wie alle anderen Wendungen.

Hin und wieder helfen noch witzige Nebencharaktere wie der leichtgläubigste Polizist der Welt oder eine resolute Mutter. Und auch Sakraya und Gerhardt machen ihre Sache ganz ansehnlich und gewinnen zumindest die Sympathie des Publikums. Aber letztlich bleibt Kalte Füße zu sehr im Sumpf der Vorhersehbarkeit stecken, um wirklich mitzureißen. Das ist besonders deshalb schade, weil die guten Ansätze deutlich zu erkennen sind. Und der Film im Vergleich zu Rohrkrepierern wie „High Society“ wirklich ein paar gute Pointen aufweist.

Fazit:

Schade, dass den Machern von Kalte Füße offenkundig der Mut gefehlt hat, mal so richtig gemein und fies zu werden. Denn dann hätte ihr Film weitaus besser funktioniert und unterhalten als mit unnötigen Unterleibs- und Körperflüssigkeits-Witzchen. Und sie hätten mit Heiner Lauterbach ihren größten Trumpf nicht so unter Wert weggegeben. Auch wenn sich die Hauptdarsteller Sonja Gerhardt und Emilio Sakraya durchaus Mühe geben, so richtig mitreißend wird der Film einfach nicht. Und bleibt so nur Durchschnitt.

Kalte Füße startet am 10. Januar in den deutschen Kinos.

Kalte Füße
Als dann auch noch Raimunds Enkelin Charlotte auftaucht und Denis für den neuen Krankenpfleger hält, ist das Chaos perfekt.