Hellboy

Filmkritik: Hellboy – Call of Darkness

Guillermo del Toro brachte ihn ins Kino, aber erfunden hat ihn der Comicautor- und Zeichner Mike Mignola – „Hellboy“. Nachdem del Toro 2004 und 2008 die ersten beiden Filme seiner geplanten Hellboy-Trilogie in die Kinos brachte, ließ der Abschluss auf sich warten. Inzwischen weiß man, dass sich die Finanzierung schwierig gestaltete und auch Mignola selbst, der die Rechte an seiner Figur hält, mit del Toros Version seines Helden nicht glücklich war. So gibt es nun „Hellboy – Call of Darkness“. Sehen die Fans hier den Helden aus den Comics?

Es war keine Trennung in Freundschaft. Mignola äußerte in Interviews, in den Film von del Toro nie wirklich seine Comics wiedergefunden zu haben. Zwar sei kurz darüber nachgedacht worden, mit dem neuen Film die Story del Toros zu beenden, doch Mignola habe das als falsch empfunden. Denn der neue Regisseur Neil Marshall sollte alle Freiheiten haben. Und so fiel die Entscheidung zu einem kompletten Reboot. Kann der neue Hellboy den alten Filmen das Wasser reichen oder sie gar übertreffen?

Hellboy
Schwing im Ring! Hellboy muss in Mexiko gegen einen Gegner antreten, mit dem er nicht gerechnet hat.

Hellboy – Call of Darkness: Die Handlung

England im fünften Jahrhundert: Die Monster unter der Führung der unsterblichen  Hexe Nimue (Milla Jovovich) haben den Krieg gegen die Menschen gewonnen und König Artus muss um Frieden bitten. Doch er betrügt die Kreaturen und schlägt Nimue mithilfe des magischen Schwertes Excalibur den Kopf ab. Dann lässt er Nimues Körper in sechs Teile zerlegen, die an den entlegendsten Ecke Britanniens in der Obhut heiliger Männer versteckt werden sollen. Doch die Hexe ist nicht tot und wartet auf ihre Auferstehung.

Jahrhunderte später ist Hellboy (David Harbour, „Stranger Things“) unterwegs in Mexiko, um einen Agenten der Organisation zu finden, für die auch Hellboy arbeitet. Doch ihn erwartet vor Ort eine böse Überraschung. Wieder zuhause bei seinem Ziehvater Professor Trevor Bruttenholm (Ian McShane), erhält er die Nachricht eines englischen Ordens, der ebenfalls gegen die dunklen Mächte kämpft. Der Dämon soll ihnen bei der Jagd auf drei menschenfressende Riesen helfen. Aber Hellboys Ausflug nach England verläuft nicht wie geplant …

Hellboy – Call of Darkness: Eine Katastrophe

Eigentlich standen viele Zeichen bei diesem Projekt auf Grün. Mit Neil Marshall verpflichtete das Studio einen Regisseur, der mit „The Descent“ nicht nur einen der besten Horrorfilme des vergangenen Jahrzehnts abgeliefert hat (als Regisseur und Autor), sondern auch einige grandiose „Game of Thrones“-Folgen inszenierte. Dazu kam mit David Harbour ein Schauspieler, dessen unverwechselbare Grummeligkeit nicht nur Stranger Things zu einer besseren Serie macht, sondern den man sich als Ersatz für Ron Perlman tatsächlich vorstellen konnte.

Warum also wurde aus Hellboy – Call of Darkness ein solches Debakel? Weil hier so gut wie nichts zusammenpasst. Wer die Comics kennt, der weiß, dass darin wenig Humor enthalten ist. Und wenn doch, ist er trocken und schwarz. Der neue Film hingegen strotzt vor dummen Sprüchen und Slapstick-Einlagen. Was ebenfalls dem ruhigen und meist melancholischem Look der Comics widerspricht. Wenn Mignola del Toros Werk zu wenig eng am Comic war, wie konnte er das dann durchwinken? Nicht die letzte Frage, die sich dem Zuschauer stellt.

Hellboy
Hexe Nimue möchte nach 1500 Jahren wieder herrschen – muss sich dazu aber erst wieder zusammenbauen lassen.

Hellboy – Call of Darkness: Jovovich kündigte es an

Fans wurden bereits hellhörig, als Milla Jovovichs Name für die Hexe Nimue fiel. Denn die Schauspielerin ist seit ihrer Heirat mit Regisseur Paul Anderson hauptsächlich in dessen Edel-Trash-Werken wie der „Resident Evil“-Reihe zu sehen gewesen – da hätte man schon misstrauisch werden können. Und sie spielt ihre Rolle auch exakt so, wie es zu erwarten war – übertrieben und leicht trashig. Das kann auch David Harbour nicht wettmachen, der immerhin ein würdiger Nachfolger Ron Perlmans geworden ist – an ihm liegt das Desaster noch am wenigsten.

Da wären die Tricks, die zumeist nicht handgemacht sind, sondern aus dem Computer stammen. Einige davon sehen auch richtig gut aus – andere hingegen nicht. Irgendwann ist man dann die komplett übertriebene Gewalt und die Hektoliter von CGI-Blut einfach leid. Lag es an den FX-Studios oder am Budget? Jedenfalls sind ein paar der Trickaufnahmen unterirdisch – wie beispielsweise die Verwandlung von Daniel Dae Kim als Ben Daimio in einen Wer-Jaguar. Das wäre vor zehn Jahren akzeptabel gewesen – heute nicht mehr.

Dazu kommt eine Story, die zwar Anleihen bei den jüngeren Abenteuern aus Mignolas Feder nimmt, aber nie die Emotionalität der Vorlagen erreicht. Beim Ansehen von Hellboy – Call of Darkness wird einem nochmals bewusst, wie gut die del Toro-Filme eigentlich waren, wie viel Liebe zum Detail, wie viel kreative Phantasie dort eingeflossen ist. Marshall ersäuft das alles in Tonnen von Blut, bietet aber statt der Poesie der del Toro-Version nur Eingeweide und blöde Witze. Guillermo del Toro hat den Comic sicher nicht perfekt umgesetzt. Aber er hat Hellboy etwas Besonderes gegeben, was Marshalls Version komplett fehlt.

Fazit:

Was für ein Schrott! Neil Marshall, ein erfahrener Horror-Regisseur, verleiht Hellboy – Call of Darkness zwar eine zum Horror passende Brutalität und Härte, lässt aber jegliches Feingefühl bei der Inszenierung vermissen. Und macht Hellboy zum Splatter-Trash, was er weder in den Comics noch in den del Toro-Filmen jemals war. Das könnte sogar allen gefallen, die beides nicht kennen und für blutigen Blödsinn zu haben sind. Wer aber mit der Erwartungshaltung ins Kino geht, die ihm bekannte Figur zu sehen, dürfte bitter enttäuscht sein.

Hellboy – Call of Darkness startet am 11. April 2019 in den deutschen Kinos.

Hellboy
Schwein gehabt? In diesem Moment würde Hellboy das wohl auch so sehen.