Girls Night Out

Filmkritik: Girls Night Out

Scarlett Johansson traut sich nach vielen Actionrollen endlich mal wieder in eine Komödie. Als Braut in spé trifft sie sich mit ihren besten Freundinnen zum Junggesellinnen-Abschied in Girls Night Out. Doch aus dem feucht-fröhlichen Abend wird nach einem skurrilen Unglücksfall etwas ganz anderes …

An Komödien, in denen es ums Saufen, Drogen und Sex geht, herrscht wahrlich kein Mangel. Jedes Jahr bringt Hollywood mal mehr, mal weniger schlechte Filme heraus, in denen die Protagonisten mal so richtig die Sau raus lassen. Braucht es da auch noch diesen?

Girls Night Out: Die Handlung

Vor zehn Jahren waren sie noch gemeinsam auf dem College, nun wollen Alice (Jillian Bell), Blair (Zoe Kravitz) und Frankie (Ilana Glazer) mit Jess (Scarlett Johansson) ihren Junggesellinnen-Abschied in Miami feiern. Die hat eigentlich gar keine Lust und würde das Wochenende lieber mit ihrem Bald-Gatten Peter (Paul W. Downs) und den Vorbereitungen auf ihren Wahlkampf zur Abgeordneten verbringen. Doch die übergewichtige Alice, die als alte Jungfer zu enden droht, hat schon alles durchgeplant und so bleibt Jess keine Wahl.

Erst läuft auch alles prima: Bald fließt der Alkohol in den Clubs und auch eine Nase Kokain sorgt dafür, dass Jess endlich mal locker wird. Umso mehr, als mit Pippa (Kate McKinnon) düe fünfte im Bunde dazustößt – die Freundin aus Australien. Pippa macht Alice derart stutenbissig, dass bald die Stimmung darunter leidet. Also ist der neue Plan: Zurück ins Ferienhaus und auf den männlichen Stripper warten. Durch eine zu stürmische Attacke von Alice weilt der gut gebaute Tänzer aber bald nicht mehr unter den Lebenden. Und die Cops rufen mit so viel Alkohol und Drogen im Körper? Besser nicht! Also was tun?

Harmlos statt böse

Die Vorbilder waren klar: Die rabenschwarze Komödie „Immer Ärger mit Bernie“ aus dem Jahr 1989 diente ebenso als Inspiration wie die noch deutlich fiesere Variante „Very Bad Things“ aus dem Jahr 1998. Während Bernie als nicht totzukriegende Leiche noch allerlei Dinge erlebt, die einem die Lachtränen in die Augen treiben, sind es bei Very Bad Things vor allem die unglaublichen Zufälle, die aus einem netten Wochenende ein lebenslanges Desaster machen, was mit sehr viel gallig-schwarzem Humor erzählt wird. Von beiden hat sich Girls Night Out einiges abgeschaut – und ist doch deutlich schwächer als die Vorbilder.

Das liegt in erste Linie am fehlenden Mut zum Risiko. Die wenigen Momente, in denen Girls Night Out sich Grenzen des guten Geschmacks nähert, sind rar gesät und kurz, die meiste Zeit bleibt der Film in zu sicherem Mainstream-Gewässer, um seine anarchische Idee ins Laufen zu bringen. Einige harmlose Lacher bietet der Film zwar, aber richtig konsequent in die Vollen geht er nie. Auch wenn er mit gelungenen Nebenfiguren wie den notgeilen Nachbarn (Demi Moore und Ty Burell) oder den Freunden von Peter durchaus Potenzial hat, bleiben die Hauptfiguren letztlich blass. Johansson gibt sich Mühe, ist aber keine geborene Komödiantin, sondern hat ihre Stärken im Actionfach. Lediglich die Dame vom Fach, „Saturday Night Live“-Mitglied Kate McKinnon, zeigt Gespür für Timing und ragt als einzige ein wenig aus dem blassen Frauenensemble heraus.

Girls Night Out
Passt der tote Stripper in dieses Auto? Das könnte eng werden.

Viele Teile, kaum ein Ganzes

Dazu kommt, dass sich Girls Night Out schlicht zu viel vornimmt, um es in einem Film unterzubringen: Der tote Stripper, der Stock im Hintern von Jess, kleine Streitereien zwischen den Freundinnen – all das schneidet Regisseurin und Autorin Lucia Aniello zwar an, schlägt aber kaum humoristisches kapital daraus. Stattdessen bremst sie ihre eigene Handlung oft unnötig aus. Oftmals plätschert die Handlung vor sich hin, statt gezielt auf den nächsten Höhepunkt zuzusteuern.

Dabei besitzt der Film durchaus auch Qualitäten, denn im Zusammenspiel mit einigen Nebencharakteren funktioniert das Team der Ladys recht gut, aber sobald sie unter sich sind, schleichen sich Hänger ein. So ist die Feindseligkeit von Alice gegenüber Pippa irgendwann nur noch langweilig, weil sie nicht in einer gute Pointe aufgelöst wird. Und auch die Entsorgung des toten Strippers gerät aufgrund von Timingproblemen häufig lange nicht so witzig, wie es das hätte sein können.

Fazit:

Als netter Spaßhappen für zwischendrin geht Girls Night Out gerade noch durch, ein richtiges Feuerwerk an Gags versprüht der Film aber nie. Fans von Johansson bekommen zwar etwas für ihr Geld, häufig versandet der Humor aber aufgrund schlechten Timings oder überzogener Figuren am nächtlichen Strand von Miami. Wer auf Komödien mit Leichen und schwarzem Humor steht, sollte lieber einen Blick in die Vorbilder Immer Ärger mit Bernie und Very Bad Things werfen. Die bringen ihren Plot deutlich konsequenter zu Ende. Und sorgen so für deutlich mehr bösen Spaß als die eher harmlose Variante von 2017.

Girls Night Out startet am 29. Juni in den deutschen Kinos.

Girls Night Out
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