Die Unglaublichen

Filmkritik: Die Unglaublichen 2

Ganze 14 Jahre hat es gedauert, bis Regisseur und Autor Brad Bird mit „Die Unglaublichen 2“ endlich eine Fortsetzung von Pixars erster Superheldenfamilie drehen  konnte. Hat die es genauso in sich wie der erste Teil? Oder kann die neue Geschichte um Mr. Incredible, Elastigirl und den drei Kindern Violet, Flash und Jack-Jack das Publikum diesmal nicht so abholen wie 2004? Das verrät die Kritik.

Bevor Disney die Animationsfilm-Schmiede Pixar komplett übernahm, waren Fortsetzungen dort eigentlich Mangelware. Lediglich „Toy Story“ bekam zwei Fortsetzungen, ansonsten versuchten die kreativen Köpfe dort, möglichst neue, spannende Geschichten zu finden. Doch die Story um die Superheldenfamilie Parr war einfach zu gut, um nicht weitererzählt zu werden. Und so kommt nach langer Wartezeit, in der mit der Marke gar nichts passierte, nun doch eine Fortsetzung – und was für eine!

Die Unglaublichen
Die Superhelden-Familie Parr muss trotz Verbot eingreifen, um die Stadt zu retten.

Die Unglaublichen 2: Die Handlung

Nur wenige Wochen nach den Ereignissen von Teil eins müssen Bob Parr und seine Familie erneut ihre Superheldenkräfte einsetzen, als der Superschurke Maulwurf bei einem Banküberfall die halbe Stadt in Trümmer zu legen droht. Doch dabei geht so viel zu Bruch, dass der Bürgermeister der Stadt nur noch mehr gegen die Helden wettert als zuvor. Doch da kommt völlig unverhofft Hilfe. Der reiche Industrielle Winston Deavor outet sich als großer Fan von Superhelden. Und will mit einer großen PR-Kampagne das Image der Helden aufpolieren. 

Doch für Bob folgt gleich der nächste Tiefschlag. Denn Winston und seine Schwester Evelyn haben als Star für ihren Versuch nicht ihn, sondern Gattin Helen auserkoren. Und so bleibt für „Mr. Incredible“ nur Haushalt und Kinder, während die Gattin regelmäßig die Stadt rettet – von Dutzenden Kameras werbewirksam eingefangen. Doch als mit dem „Screenslaver“ ein neuer Schurke auftaucht, den Helen allein nicht besiegen kann, schlägt für Familie Paar erneut die Stunde des Ruhms …

Die Unglaublichen 2: Humor auch für Eltern

Dass Pixar eigentlich noch nie reine Kinderfilme gedreht hat, dürften Fans des Studios schon lange wissen. Schon lange bauen die Kalifornier immer wieder auch Gags ein, die eher die Eltern als die Kinder witzig finden. So ausgeprägt wie in Die Unglaublichen 2 war es aber noch nie. Ist die Superhelden-Handlung eher für die jüngeren Zuschauer gedacht, so geht der Humor dafür stark in Richtung Erwachsene. Allein Bobs Erlebnisse mit Baby Jack-Jack sind derart saukomisch, dass sie für einen eigenen Filme gereicht hätten.

Und Jack-Jacks Kampf mit einem Waschbären, bei dem der von Superkräften nur so strotzende Dreikäsehoch alles nachmacht, was das Kinderprogramm ihm gezeigt hat, kann an Einfallsreichtum und grandiosem Slapstick durchaus mit den begnadeten Cartoons vom Roadrunner und dem Koyoten mithalten – lustiger war ein Pixar-Film lange nicht. Das gilt vor allem für die Zuschauer, die selbst schon Kinder haben. Und die Leiden der Eltern mit vollen Windeln, bockigen Kindern und Pubertätsproblemen am eigenen Leib kennen.

Die Unglaublichen
Baby Jack-Jack hält Bob als Hausmann extrem auf Trab.

Die Unglaublichen 2: Satte Action

Dennoch vergisst Regisseur und Drehbuchautor Brad Bird, der sich nach seinem Pixar-Erfolg an Realfilm versuchte, in keinem Moment, dass zu einem echten Superheldenfilm auch Top-Action gehört. Und die inszeniert Bird so gekonnt, dass sie sich hinter vielen Szenen der Marvel-Filme nicht verstecken müssen. Wenn Helen auf einer dahinrasenden Bahn gegen die Bösen kämpft, hält man trotz animierter Helden den Atem an, so furios gerät die Szene. Und im großen Finale bietet Die Unglaublichen 2 eine wundervolle Verbeugung vor Marvel „Civil War“.

Dass der Regisseur dafür mit seiner Hauptstory um den Schurken Screenslaver keine Bäume ausreißt und zumindest erfahrenen Zuschauern schnell klar ist, wer sich hinter der Maske verbirgt, tut dem Spaß hier nur wenig Abbruch. Denn eine wendungsreiche Story braucht der Film nicht, um in knapp zwei Stunden großartig zu unterhalten. Bird legt stattdessen viel mehr Wert auf die Interaktion seiner Helden untereinander. Und jubelt dem Zuschauer mit einem Schurken, der seine Macht dadurch erhält, dass er Leute auf Bildschirme starren lässt, auch gleich noch ziemlich deutlich seine Sichtweise auf die Handy-Generationen unter.

In den USA, wo Die Unglaublichen 2 bereits im Mai Premiere hatte, brachte der Film bereits mehr als 600 Millionen Dollar in die Kassen. Weltweit hat er die Milliarde schon geknackt. Angesichts der hohen Qualität und des großartigen Unterhaltungswertes wundert das auch nicht wirklich. Im Moment gibt es einfach an Superhelden kein Vorbeikommen, auch wenn sie nur animiert sind.

Fazit:

Die Unglaublichen 2 ist nicht nur eine der besten Fortsetzungen, die Pixar bislang abgeliefert hat. Er ist auch der beste Pixar-Film seit Jahren. Temporeich, unglaublich witzig und mit großartigen Actionsequenzen vergehen die zwei Stunden wie im Flug – und Baby Jack-Jack schießt ohne ein einzige Zeile Dialog dennoch den Vogel ab. Obwohl sie seit der Übernahme durch Disney durchaus Qualitäts-Schwankungen aufweisen: Pixar bleibt im Sektor des modernen Animationsfilms das Maß der Dinge.

Die Unglaublichen 2 startet am 27. September 2018 in den deutschen Kinos.

Die Unglaublichen
Währenddessen lernt Helen im Heldenjob jede Menge neue Leute kennen.