Day of the Dead

Filmkritik: Day of the Dead – Bloodline

Mit „Day of the Dead – Bloodline“ ist nun bereits das zweite Remake des dritten und wohl unbekanntesten „Dead“-Films von George A. Romero (1985), dem Erfinder der modernen Zombies, abgedreht worden. 2008 erschien der äußerst mäßige „Day of the Dead „. Macht es der neue Versuch zehn Jahre später besser?

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Mit „Night of the Living Dead“ prägte der 2017 verstorbene Regisseur und Drehbuchautor George A. Romero 1968 ein komplett neues Genre des Horrorfilms. Denn die menschenfressenden, wandelnden Leichen gab es vor diesem Film nicht. Zombies waren zuvor ausschließlich als lebende Tote der Voodoo-Kultur bekannt, die als willenlose Sklaven gehalten wurden – aber nie Appetit auf Menschenfleisch hatten.  Erst 1978 hatte der Filmemacher genug Geld zusammen, um mit „Dawn of the Dead“ den wohl prägendsten und bekanntesten Zombiereißer aller Zeiten zu drehen. Am düstersten von allen geriet aber der 1985 erschienene Abschluss seiner ersten Zombie-Trilogie – „Day of the Dead“. Kann der Neuaufguss gegen diesen Klassiker bestehen?

Day of the Dead
Zoe joggt am Zombie-Zaun: Eine der wenigen optisch gelungenen Momente des Films.

Day of the Dead – Bloodline: Die Handlung

Die begabte Medizinstudentin Zoe (Sophie Skelton) hat nicht nur einen sehr interessanten Fall eines Toten durch eine seltsame Viruserkrankung auf dem Seziertisch, sondern auch einen hartnäckigen Verehrer namens Max (Jonathon Schaech), der der jungen Frau bei seinen wöchentlichen Blutabgaben regelmäßig Avancen macht. Diesmal gibt er sich mit Worten nicht zufrieden und wird körperlich zudringlich, als sich die Leiche des Toten plötzlich auf ihn stürzt und Zoe so rettet. Aber nur kurze Zeot, denn bald ist das ganze Krankenhaus voller „Rotter“, wie die UNtoen genannt werden. und die stürzen sich auf die Lebenden, um sie zu fressen …

Fünf Jahre später lebt Zoe in einem Bunker der US-Armee, der vom Offizier Miguel (Jeff Gum) befehligt wird. Als sie mit dessen Bruder Baca (Marcus Vanko) an ihr altes Krankenhaus zurückkehrt, um lebensnotwendige Medikamente von dort zu holen, stößt sie auf den zombiefizierten Max, der sie erneut verfolgt und es sogar ins Innere des Bunkers schafft. Der noch immer von Zoe besessene Max ist für die junge Frau zwar ein höchst interessantes Forschungsobjekt, da er seinen Fressreflex offenbar kontrollieren kann, aber auch eine große Gefahr. Denn Miguels Verständnis für einen Zombie im Inneren der Anlage ist begrenzt …

Day of the Dead – Bloodline: Zusammengesuchte Story

Der Film des hierzulande eher unbekannten Regisseurs Hector Hernandez Vicens übernimmt die Grundstory vom großen Vorbild. In einen Bunker eingeschlossene Überlebende, ein Zombie, der sich offenbar an sein früheres Leben erinnert und ein stetig wachsender Streit zwischen Wissenschaft und Militär um das weitere Vorgehen. Damit hören die Gemeinsamkeiten zwischen Romeros beinhartem Trilogie-Abschluss und Day of the Dead – Bloodline aber auch schon auf.

Denn wo Romero wegen Budgetkürzungen aus der Not eine Tugend machte und den klaustrophobisch engen, unterirdischen Bunker als Ort seines letzten Abgesangs auf menschliche Werte nutzte, kommt ein derart bedrohliches Gefühl beim Remake nie auf. Dazu nutzen die Drehbuchautoren Mark Tonderai (hauptsächlich TV-Regisseur) und Lars Jacobson andere Highlights des Genres, um sich Inspiration zu holen. So erinnert der besondere Zombie Max hier eher an Robert Carlyles Vaterfigur Don in „28 Weeks later“ als an sein eigentliches Vorbild „Bub“. Und auch die rennenden Zombies holen sich die beiden eher aus dem guten Zack Snyder-Remake von Dawn of the Dead als aus der Vorlage, denn die Romero-Zombies sind langsam.

Day of the Dead
Mit ihm fängt alles an: Eine Leicht geht auf die Jagd nach Menschenfleisch.

Day of the Dead – Bloodline: Splatter statt Spannung

Max wirkt daher ebenso lachhaft wie der Vegetarier-Zombie aus dem ersten Remake von 2008. Um sich zumindest von dem zu unterscheiden, setzte Regisseur Vincens auf extreme Brutalität, was dem Film prompt eine Altersfreigabe ab 18 Jahren einbrachte. Das macht den öden Film allerdings keinen Deut spannender, denn vom Aufbau einer bedrohlichen Atmosphäre versteht Vincens nichts. Von glaubwürdigen Effekten allerdings auch nicht.

Denn die Gewalt ist derart übertrieben eingesetzt, dass es für hartgesottenere Horrorfans deutlich an der Grenze zur Parodie liegt. Wenn beispielsweise Opfer in Treppeneingänge oder hinter Tische gezerrt werden und eine Sekunde später Blutfontänen spritzen, als sei jemand aus Versehen auf einen prall gefüllten Luftballon getreten, ist das eher albern als gruselig. Zwar verstand des FX-Team, durchaus seinen Job, denn die zahllosen Bisswunden, aufgerissenen Hälse und herausquellende Gedärme sind professionell gemacht. Aber eben nicht in Szene gesetzt. Eine Kamera auf einen Körper halten, der gerade von Zombies zerfleischt wird, das macht noch keinen Horror. Mehr hat Vicens aber nicht anzubieten.

Day of the Dead
Das Militär soll die Bevölkerung vor den Untoten schützen.

Day of the Dead – Bloodline: Alles gleich schlecht

Die Schauspieler passen sich den Regieleistungen nahtlos an. Zwar hat der ehemalige B-Movie-Mime Jonathon Schaech sichtlich Spaß am Zombiedasein vor der Kamera, die anderen Darsteller wirken aber hölzern und steif, Panik, Angst oder Trauer vermögen sie nicht zu vermitteln. Und von den bösen Hieben auf die Gesellschaft, von denen Romeros Original durchzogen ist, sieht man in diesem Pseudo-Remake auch nichts. 

Die Kernaussagen Romeros, dass der Mensch das größte Monster ist, hat „The Walking Dead“ ebenfalls aufgegriffen und die wohl erfolgreichste Zombiestory der Film- und TV-Geschichte hingelegt. Vicens und seine Autoren haben diese Botschaft nicht einmal im Ansatz einfließen lassen. Und so kommt Day of the Dead – Bloodline auch nie über mäßiges Direct-to-DVD-Niveau hinaus. Dieser Film ist von allem entkernt, was das beinharte Original für Horrorfans sehenswert machte. Für Gelegenheitsgrusler ist er viel zu brutal. Vielleicht hat ein Rudel Gore-Hounds mit genug Bier im Kopf Spaß an dieser Gurke.

Fazit:

Ein schlimmes Beispiel von Lebenszeit-Verschwendung! Day of the Dead – Bloodline kommt zu keinem Zeitpunkt jemals in die Nähe einer halbwegs atmosphärischen Horror-Szene und hat mit dem großartigen Original so gut wie nichts zu tun. Ob das Remake von 2008 oder dieser Film schlechter sind, ist wohl Geschmackssache. Überflüssig sind beide. Zwar wirkt der Film wie aus einem Guss, das ist in diesem Film aber kein Kompliment. Denn hier ist einfach alles gleichermaßen schlecht.

Day of the Dead – Bloodline ist bei Netflix zu sehen.

Wer sich auf Netflix besser gruseln möchte, sollte einmal hier, hier und hier nachsehen.

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Letztlich enden aber auch die Soldaten als Zombie-Happen.