After Passion

Filmkritik: After Passion

Wenn Fans selbst etwas in die Tastatur hacken, um ihren Idolen näher zu sein und sich Storys für sie auszudenken, kommen manchmal Welterfolge dabei heraus. So war „50 Shades of Grey“ ursprünglich eine erotische Fan-Fiction zu „Twilight“. Und auch Anna Todds Roman „After Passion“ war eigentlich eine Fan-Phantasie über den Sänger Harry Styles. Nun kommt die Geschichte um eine junge Studentin und den Bad Boy der Uni in die Kinos. Was dürfen die Fans erwarten?

Die erste große Liebe ist ein Thema für das Kino, seit es Filme gibt. Ob „Vom Winde verweht“, bei dem bis heute noch zahllose Zuschauerinnen die Taschentücher bereithalten. Oder die „Love Story“ der 70er Jahre mit alle ihrem Herz-Schmerz. Das romantische Drama ist wie der Western – beides kommt nie wirklich komplett aus der Mode. Was hat After Passion hier zu bieten? Hat das neue neue Traumpaar genug Charme, um in den Olymp der großen Liebesgeschichten aufgenommen zu werden? 

After Passion
Durch ihre neue Mitbewohnerin Steph lernt Tessa schnell neue Leute kennen – auch den Bad Boy der Uni.

After Passion: Die Handlung

 Die junge Tessa (Josephine Langford, Schwester von Katherine Langford aus „Tote Mädchen lügen nicht“) startet an der Uni. Mutter Carol (Selma Blair) und Freund Noah (Dylan Arnold) bringen sie dorthin. Doch schon Tessa neue Mitbewohnerin im Wohnheim, die wilde Steph (Kadijha Red Thunder) kommt bei Carol nicht gut an. Nach ein paar Tagen lernt Tessa dann auch einen von Stephs Kumpels kennen, den Bad Boy der Uni – Hardin (Hero Fiennes-Tiffin, Neffe von Ralph und Joseph Fiennes). Tessa kann die Anziehung zwischen beiden kaum leugnen.

Dennoch hat sie nicht vor, sich mit dem arroganten und selbstgerechten Hardin abzugeben. Der dazu auch noch der Sohn des Dekans ist, was weiteren Ärger bedeuten könnte, aus dem die junge Frau sich tunlichst heraushalten möchte. Aber die Gefühle wollen oft nicht so wie der Kopf, das muss auch Tessa lernen. Obwohl sie ihrem Freund Noah damit sehr weh tut, lässt sie sich auf Hardin ein. Doch ihre neue Liebe steht auf einem wackeligen Fundament, denn Hardin trägt ein Geheimnis mit sich herum …

After Passion: Sehr zarter Schmelz

Wer das Plakat des Films gesehen hat und sich nun ein erotisches Abenteuer wie „9 1/2 Wochen“ oder „50 Shades of Grey“ erwartet, wird bald merken, dass er im falschen Kino sitzt. Denn After Passion bietet lediglich Bilder, die mit Blümchensex noch deutlich zu hart umschrieben sind. Bebende Lippen, zarteste Berührungen, vorsichtige Küsse. Mehr gibt es in diesem Film nicht zu sehen. Die Freigabe ab 12 Jahren ist eigentlich auch nur damit zu erklären, dass Sechsjährige sich aufgrund der Handlung hier zu Tode langweilen würden.

Denn originell ist die Liebesgeschichte zwischen Tessa und Hardin zu keinem Zeitpunkt. Dazu kommen Dialoge, die einem erwachsenen Publikum die Schuhe ausziehen und auch der jugendlichen Zielgruppe seltsam fremd vorkommen dürften. So redet in der heutigen Zeit einfach niemand. Zumal viele dieser Szenen die Handlung dann noch nicht einmal voranbringen. Davon ist in den gut 100 Minuten Laufzeit aber ohnehin nicht viel vorhanden. Die Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern lässt sich sehr viel Raum zum Atmen.

After Passion
Obwohl Tessa Probleme sieht, lässt sie sich doch auf Hardin ein, der sich auch alle Mühe gibt, ihr zu gefallen.

After Passion: Dialoge aus der Autoren-Hölle

Betrachtet man den Film aber unter dem Aspekt einer sehr spitzen Zielgruppe von 12-14-jährigen Mädchen, dann macht vieles in After Passion schon deutlich mehr Sinn. Da sich dort auch die Leserschaft der Romane finden lässt, macht Regisseurin Jenny Gage bei Licht betrachtet einen guten Job. Denn zur erwachenden Sexualität passen die keimfreien Bilder und die sehr langsame körperliche Annäherung sicher besser als zu den Sehgewohnheiten eines deutlich älteren Publikums. 

Dabei darf man allerdings nicht außer Acht lassen, dass Josephine Langford hier durchaus einen guten Job macht. Für die mauen Dialoge kann sie nichts, und die wallende Gefühlswelt transportiert die Australierin durchaus glaubwürdig. Zudem sind beide wirklich sympathisch, weswegen das Publikum dem Paar alles Gute wünscht. Die große Beziehungs-Bedrohung die Hardin mit sich herumträgt, ist allerdings keine neue Idee, sondern wurde schon in etlichen Filmen verbraten. Und auch seine Familiengeschichte, die durchaus Potenzial für mehr gehabt hätte, wird leider in nur wenigen Dialogen abgehandelt.

Und so ist After Passion für Personen über 18 sicher kein Freudenfest, da diese arg märchenhafte Liebesgeschichte mit dem eigenen Leben wenig bis nichts zu tun hat. Wenigstens darf Tessa eine emanzipierte junge Frau sein, die klug und schlagfertig mit ihrem Alltag fertig wird. Und deshalb auch die mit Abstand interessanteste Figur ist. Zu Hardin ist den Autoren nicht viel mehr eingefallen als eine schwarze Lederjacke und viele Tattoos, um ihm zum Bad Boy zu machen. Das mag der Kernzielgruppe genügen, den meisten anderen sicherlich nicht.

Fazit:

Vorsicht Mogelpackung! Statt einem 50 Shades für Teens gibt es hier eine Herz-Schmerz-Story, die mit dem Wort harmlos noch nett umschrieben ist. Furchtbare Dialoge und eine kaum vorhandene Erotik machen After Passion für ein halbwegs erwachsenes Publikum eher zur Qual als zum Spaß. Lediglich die Kernzielgruppe von 12- 14-jährigen Mädchen könnte daran Gefallen finden – und für die wurde er ja auch gedreht. Eine Fortsetzung – es gibt immerhin fünf Romane – muss aber nicht sein.

After Passion startet am 11. April 2019 in den deutschen Kinos.

After Passion
Doch Hardin hat Tessa etwas verschwiegen. Wird das ihre Liebe zerstören?